Hausgemachte Knödel, geräucherter Speck, Obst und Gemüse von heimischen Äckern: Liebhaber regionaler Spezialitäten besuchen in Südtirol am besten einen Buschenschank. Das Essen ist traditionell zubereitet und bodenständig und wird in den meisten Fällen von der Gastgeberfamilie serviert.
Ein besonders empfehlenswerter Buschenschank befindet sich oberhalb von Terlan: der Buschenschank Oberlegar. Ich habe ihn im Mai 2017 besucht.
Am Fuß des Tschöggelberges
Als wir den Buschenschank Oberlegar erreichen, verschwindet die Abendsonne hinter den Bergen und hier oben kehrt Ruhe ein.
Die Stühle im Garten sind an den Tisch gelehnt. Der Abend, an dem sonnenverwöhnten Südhang, ist noch nicht warm genug, um im Freien Platz zu nehmen. Die Hühner laufen zufrieden umher und auf der Terrasse des Hauses begrüßt Hausherrn Franz freundlich seine Gäste.
Franz Schwarz ist ein Wirt wie aus dem Bilderbuch: groß, mit lichtem Haar, leichtem Bauch unter der leuchtend blauen Schürze und einer kräftigen Stimme. Widerspruch? Bei ihm kaum denkbar.
Am Ecktisch in der getäfelten Stube ist es gerade noch hell genug, um den Blick über das Meraner Land schweifen zu lassen. Nicht mehr lang und die Lichter im Tal beginnen zu leuchten.
Gutes vom Hof
Beim Öffnen der Karte überrascht die Vielzahl landestypischer Gerichte: vom weithin bekannten Terlaner Spargel (der grad Saison hat), über hausgemachten Beinschinken, bis hin zu Brennesselknödeln. Sich hier festzulegen ist eine kleine Herausforderung. Geradezu ideal, wenn mehrere Personen zusammen tafeln und einer vom anderen probieren darf.
Wir starten mit einem Schinkenbrett und hausgemachtem Brot und sind sofort verloren. Noch am Ende des Abends, als ich den Schweizer Rolf von arttv.ch von meinem Zitronensorbet probieren lassen will, lehnt der ab: „Jetzt bloß nichts mehr essen. Ich habe den Schinken noch auf dem Gaumen.“ Ich kann ihn verstehen…
Der Abend vergeht bei munterem Plaudern und bestem Essen und nicht nur die besonders vorzüglichen Brennesselknödel werden am Ende auf mehreren Tellern verteilt.
Der Terlaner Spargel schmeckt mit allem: mit dem hausgemachtem Braten vom Hof, genauso wie mit gekochtem Schinken oder der klassischen Bozner Sauce.
Das Rezept für Bozner Sauce gibt es hier.
Ein Blick ins Familienalbum
Unterhaltsam wird es, als Franz mit dem Familienalbum kommt und über die Geschichte des Oberlegar mit uns plaudert. Wer hätte gedacht, dass der Wirt mit seiner Frau Helene in jungen Jahren ein Gasthaus in Vilpian betrieben hat, zu dem auch eine Tankstelle gehörte?
Zeiten ändern sich und so wartet der Buschenschank Oberlegar in seiner heutigen Form schon seit 1997 auf seine Gäste. Das Wirtspaar betreibt den Hof gemeinsam mit zwei Söhnen und keltert auch einen eigenen Wein, der verkostet werden kann.
Da sich die Betreiber zum Ziel gemacht haben mindestens 30 % hofeigene Produkte anzubieten und auch sonst außer Gewürzen fast ausschließlich Regionales verarbeiten, sind sie als Mitglied des Südtiroler Verbundes Roter Hahn akzeptiert, einer bäuerlichen Vereinigung mit strengen Auflagen. (→Mehr über Roter Hahn-Bauernhöfe hier.)
Mit köstlichem Zitronensorbet und Erdbeeren aus der Region beschließen wir den Abend. Wir kommen wieder!
Buschenschank Oberlegar
Mitte März – Ende Mai und Mitte September – Anfang Dezember ab 16 Uhr geöffnet.
Sonn- und Feiertage ab 12 Uhr. Dienstag Ruhetag. Vorbestellung erwünscht.
Wie kommt man hin?
Per Pkw von Terlan Richtung Mölten, weitere 4 km, rechte Straßenseite
Fußweg Nr. 7 von Terlan nach Mölten. Gehzeit 1 h. Buschenschank liegt am Weg.
Wissenswertes über den Buschenschank
Diese Form des Gastgewerbes geht weit bis ins Mittelalter zurück. Damals erhielten einige Bauern das Recht Teile ihrer Erträge selbst einzukellern und auszuschenken. Die betroffenen Höfe nutzten diese Chance und markierten sich mit einem grünen Zweig (Buschen) immer dann, wenn der Ausschank (meist in einem Keller oder einer Stube) geöffnet war. Eine feste Pflicht und genaue Zeiten gab es hierfür nicht.
♦ Im Buschenschank Oberlegar war ich zu Gast auf Einladung der IDM Südtirol, allerdings in keiner Weise verpflichtet diesen Hof vorzustellen. Alle Eindrücke geben meine persönliche Meinung wieder. Ich würde auch privat hingehen.
Klingt gut. Schade, dass die Spargelsaison im Herbst immer schon um ist. Wir sind meister erst dann zum Wandern da.
Da MUSS man privat hingehen! Wir haben diesen Buschenschank leider schon oft brechend voll erlebt und die Wirtsleute deshalb verständlicherweise kurz angebunden – das macht wohl die Nähe von Bozen. Eines ist gewiss: um echte Südtiroler Küche zu genießen: niemals in Hotels oder gehobene Restaurants gehen sondern in einen Buschenschank. Die anderen „verfeinern“ die einfachen Gerichte bis zur Unkenntlichkeit.
Guten Appetit Andreas
Hallo Charis,
weißt Du, ob man dort auch übernachten kann?
Viele Grüße,
Tom
So weit ich es weiß, ist das ein reiner Schankbetrieb.
Ich kann die aber den Hochbrunnerhof empfehlen, der wirklich ganz nah dran ist und sehr schön http://www.schoenstezeit.de/hochbrunnerhof-terlan-ferien-beim-apfelbauern/
Lieber Tom, ich glaube nicht. Das müsste ich aber auch konkret noch einmal nachfragen. Liebe Grüße, Charis