Schokoladentafel mit getrockneten Weirouge Äpfeln

In Großvaters Fußstapfen: Fenkart Schokoladenmanufaktur Hohenems

77c1459de3bc4da6a063754879826cec„Sieht köstlich aus“, denke ich, als ich die mit Trockenobst vom Bodensee belegte Schokolade von Fenkart zum ersten Mal sehe. Sie begegnet uns in der Manufaktur von Harald Schobel, der in Vorarlberg selbst hergestelltes Trockenobst an Händler und Endverbraucher verkauft.

Ich bin begeistert vom Zusammenspiel der Zutaten. Die getrockneten Früchte harmonieren gut mit den unterschiedlich farbigen Schokolade. Birne auf Vollmilch, Erdbeeren auf weißer Schokolade und die roten Weirouge-Apfelscheiben leuchten rot auf der dunklen Edelbittertafel.

Bei einem späteren Besuch in Vorarlberg, habe ich die Möglichkeit die Schokoladenmanufaktur Fenkart zu besuchen. 

fenkart-gebaeude-hohenems
Café und Manufaktur von Denkart in Hohenems

Fenkarts Familiengeschichte: Über Ägypten nach Hohenems

Wie führt man ein 1948 eröffnetes Schlosscafé erfolgreich und rentabel in eine Zeit mit Tiefkühltorten und Massenkonfektion? Das ist die Frage, die sich Gunther Fenkart und seine Frau stellen, als sie das Schlosscafé in Hohenems in dritter Generation übernehmen. Hohenems ist eine kleine Gemeinde unweit von Bregenz. Mit 15.000 Einwohnern alles andere als eine Metropole. Besucher kommen, aber nicht genug. Gunther Fenkart und sein Team brauchen eine gut Idee.

Die Geschichte der Schokoladenmanufaktur in Hohenems beginnt 1948. In diesem Jahr gründet der Großvater, Josef Fenkart das Café als Kaffeehaus am Marktplatz. Durch den Krieg hatten sich die Eröffnung des 1939 erworbenen Grundstücks verzögert. Jetzt, nach der schweren Zeit ergibt sich endlich die Möglichkeit die Konditorei zu eröffnen.

Hinter Josef Fenkart liegt am Tag der Eröffnung bereits eine weite Reise. In vielen europäischen Großstädten, unter anderem in Paris und Venedig hat er sich Wissen in der Herstellung von Gebäck und Süßwaren angeeignet. Selbst bis nach Ägypten verschlägt ihn sein Fernweh. Dort lernt er als fünfte Fremdsprache Hebräisch und bäckt gemeinsam mit anderen Konditoren an der Hochzeitstorte des König Faruk. Doch er will sein Wissen für eigene Projekte nutzen, kehrt nach Jahren der Suche ins beschauliche Hohenems zurück. Als der Krieg vorüber ist, kehrt die Lust auf Torten und Süßes zurück. Auch die Zutaten sind wieder verfügbar. Fenkart eröffnet den Laden, das Geschäft florierte. Traditionelle Gussformen für Schokoladenhohlkörper, wie die für die Schokoladen-Osterhasen, stammen aus dieser Zeit.

Konditor Stefan Fenkart in seinem Café
Konditor Gunther Fenkart, Inhaber der Manufaktur im Café in Hohenems

Vom traditionellen Kaffeehaus zur modernen Schokoladenmanufaktur

Das Erbe Josef Fenkarts führt sein Sohn und schließlich der heutige Inhaber Gunther Fenkart weiter. Ihm wird die Aufgabe zuteil, das Unternehmen in ein neue Zeit zu führen. Sein Mut, Schokoladen herzustellen, die in dieser Form auf dem Markt immer seltener werden, zahlt sich aus. Fenkart gießt bis heute von Hand, macht mit seinem Team alles selbst, vom ersten bis zum letzten Arbeitsschritt. Das klassische Café führt er weiter, aber es reicht nicht aus, um am Markt zu bestehen.

Wie also dem Unternehmen den Fortbestand sichern, dass mit dem Angebot aus Kuchen, Torten, selbst gemachten Pralinen und Schokoladen-Hohlkörpern schon erfolgreich geworden ist? – Mit gefüllten Schokoladentafeln beginnt die kleine Manufaktur aus Hohenems ein neues Sortiment aufzubauen. Die Subirer Birne, aus der die Vorarlberger Schnaps brennen und Walnüsse werden zur köstlichen Füllung. Eine teuflische Leckerei, der wir uns beim Probieren nur schwer entziehen können.

Mit der Manufaktur Schobel Höchstgenuss, einem weiteren Vorarlberger Selfmade-Man, geht Fenkart eine Kooperation ein. Er belegt verschiedene Tafeln mit Trockenfrüchten und kreiert so eine neue Kollektion. Die Tafeln sind größer als die gefüllten und fallen durch die dekorativen Früchte in jedem Fall auf. Je nach Geschmack werden die Früchte mit heller oder dunkler Schokolade unterlegt. Sie stammen aus der Gegend rund um den Bodensee und bilden so ein Stück Vorarlberger Genusslandschaft ab.

Ein historischer Dragierkessel

Mit einem historischen Dragierkessel aus Kupfer kann Fenkart sein Angebot um eine besonders rare Spezialität erweitern. Er dragiert Nusskerne aus Italien, umhüllt sie vorsichtig mit köstlicher Schokolade und feinem Kakaopulver. – Die Kessel sind selten geworden, die Herstellung der Dragees ein anspruchsvoller Prozess. Gunther Fenkart probiert viel und eignet sich nach und nach die erforderlichen Fertigkeiten an. Das Ergebnis können Besucher seines Cafés oder die Kunden in seinem Onlineshop probieren.

Eine Spezifizierung sucht man bei Fenkart vergeblich: Das BIO-Siegel auf den Produkten. Weil Vermarktung und Handelswege von Kakao immer unsicherer werden, betrachtet er die Gütebezeichnung kritisch. Er sieht sich als Konditor und Schokoladenfabrikant für den die Auswahl hochwertiger und fair gehandelter Zutaten eine Selbstverständlichkeit ist. Durch die Kooperation mit Produzenten aus der Region und die gleichbleibende hohe Qualität beweist er seine Güte.

Schlosscafé Hohenems – Familie Fenkart KG

Schlossplatz 10
A-6845 Hohenems
T: 0043(0)5576-72356

schokoladengenuss.at

In einer Schauwerkstatt neben dem Café kann man die Schokolade verkosten und bei der Herstellung zusehen.

Link zu Google Maps

Wie entstehen Schokoladen-Hohlkörper?

Die Metallformen für die Schokoladenhohlkörper werden zuerst „geschminkt“. Das bedeutet die Stellen für Augen oder ähnliches werden mit einer hellen Schokoladenmasse gefüllt. Erst wenn diese fest sind, wird der Hohlkörper erneut mit flüssiger Schokolade übergossen. Diesmal mit einer dunkleren Masse, damit sich Augen und dergleichen von der Restform absetzen.

Die Schokolade ist so flüssig, dass sie an alle Stellen der Form dringt. Wichtig ist, dass nur einer bestimmte Dicke erreicht werden muss. Der Rest der Schokolade wird ausgegossen. Beim Erkalten der Schokolade, schrumpft diese und löst sich dabei automatisch aus der Hohlkörperform.

Wenn die Figur ihre Form bereits erhalten hat, fehlt noch der teil, in den die Schokoladenmasse eingegossen wurde. Um das Loch zu schließen, setzt man die Figur auf einen flüssigen Schokoladenspiegel. Sie schließt sich so, ist damit fertig und kann in glitzernde Folie oder dergleichen verpackt werden.

 

 

 

Teile diesen Beitrag
Charis

4 Kommentare zu “In Großvaters Fußstapfen: Fenkart Schokoladenmanufaktur Hohenems

  1. beeindruckende Familiengeschichte und Schokoladenfotos, die auf der Zunge zergehen – da würde man schon gern mal heimlich den Finger oder einen Apfelring in die Schokomasse stecken…………..

  2. Petra S.

    Würde ich gern probieren!

  3. Das sieht so lecker aus, ich würde am liebsten gleich mal kosten.
    Viele Grüße

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.