Hotel La Seca am Ortasee - Zimmer

La Seca di Orta – Antica Albergo Alzese: Verträumtes Vintage-Hotel am Ortasee

Auf einem Roadtrip durch Norditalien ist unsere Autorin oberhalb des Ortasees in die verschlafene Gemeinde Alzo geraten. Im Hotel „La Seca di Orta" schien es ihr, als sei die Zeit stehen geblieben. Ein Ort, vor dem die Digitalisierung Halt oder zumindest eine lange Pause gemacht hatte...

Der Tag neigt sich dem Ende zu. Ein sonniger Spätsommertag, an dem die Landschaft der Schweizer Berge und der oberitalienischen Seen mit durchschnittlich 100 Stundenkilometern an uns vorbeigezogen ist. Die Dämmerung bricht herein. Statt greller Lichter und Getöse wie an den oberitalienischen Seen ist es still im kleinen Dorf Alzo oberhalb des Ortasees. Wie ein dunkles Tuch mit vielen kleinen Falten breitet sich das Wasser des Sees vor uns aus. Und unser Hotel, das „La Seca di Orta – Antico Alberto Alzese“, haben wir eher zufällig entdeckt.

Kurz und knapp: La Seca di Orta – Antico Albergo Alzese

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La Seca di Orta – Antico Albergo Alzese

Via  Pietro Durio 106
Alzo di Pella  – 28010 (NO)
Tel. +39 0322 969887/+39 331 3394269
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Gastrotipp in Alzo: Osteria Gallo

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Familienfreundliches Restaurant mit günstigen Preisen und regionaler bodenständiger Küche. Erpressobar am Morgen.

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Das La Seca di Orta liegt in einer von historischer Industriekultur geprägten Gegend. Es lohnen Ausflüge in die Umgebung, auch zur malerischen Insel San Giulio.

Zum See läuft man in ca. einer halben Stunde. Da der Weg schlecht ausgeleuchtet ist, ist am Abend davon abzuraten.

Zwischenstopp Lago di Orta: Ein Roadtrip voller Überraschungen

Es war ein Moment, von dem man auf Reisen träumt, der aber in der Realität nur noch selten vorkommt. Ein Zufall. Eine Lücke in der Urlaubsplanung. Dabei wäre es sinnvoll, viel öfter Platz für solche spontanen Entdeckungen zu schaffen. Kleine Wagnisse, die sich erst richtig gut anfühlen, wenn man sich auf einer langen Route endlich für einen Fixpunkt entschieden hat. Dann wird es spannend. Hat sich das Risiko der Planlosigkeit gelohnt? Lässt uns der Ort, für den wir uns entschieden haben, vor Staunen den Atem stocken oder bleibt uns aus anderen Gründen die Luft weg?

Mit etwas Glück beschert uns unser Mut Entdeckungen wie diese: Eine ungewöhnliche Herberge an einem Ort, an dem die Geschichte vergangener Tage noch spürbar zu sein scheint, einen Abend am „Lago d’Orta“.

Alzo

Rund eineinhalb Stunden Fahrzeit von Mailand und Turin entfernt, liegt die piemontesische Gemeinde Alzo am westlichen Ufer des von hohen Bergen und Wald umgebenen Ortasees. Erst im Laufe unseres Aufenthalts werden wir entdecken, dass wir in einer Region übernachten, in der die Industriekultur Spuren hinterließ. Und aus der ein Alltagsobjekt stammt, das uns bei unserem Start in den Tag fast alltäglich begleitet. Dieser Gegenstand, der eng mit der Geschichte der Region verbunden ist, wird uns nun immer wieder die gemeinsamen Stunden am Ortasee ins Gedächtnis rufen. Schöner als jedes andere käuflich zu erwerbende Urlaubssouvenir. Eine bleibende Erinnerung.

Doch erst einmal tauchen wir ein, in das Glück diesen verschlafenen Ort entdeckt zu haben.

Ortseingang Alzo mit Stadttor
Ortseingang Alzo mit Stadttor

Kleine Zeitreise: Ankommen im „La Seca di Orta“

Der Eingang unseres Hotels ist verschlossen. So früh schon? Oder haben wir uns im Eingang geirrt? Ein zaghaftes Klopfen wird von unserer Gastgeberin mit einer so herzlichen Begrüßung beantwortet, dass der dunkle Eingang des Hauses, die verwaiste Bar, zur Nebensache wird.

Aus einer geölten Holztheke zieht sie einen Schlüssel und führt uns über glatte Steinstufen in den ersten Stock. Hinter der dunklen Holztür, die sie öffnet, verbirgt sich ein geräumiges Dreibettzimmer mit einer Einrichtung wie aus einem Antiquitätenladen. Obwohl die wuchtigen Möbel, ein antikes Bild mit Goldrahmen und die verschnörkelten Lampen eher sakral und ein wenig unheimlich auf uns wirken, empfinden wir den Raum bei eingeschaltetem Licht als einladend. Palmen vor dem Fenster und quietschgrüne Fensterläden lassen auf eine sonnige Umgebung schließen. La Seca di Orta ist ein friedlicher Ort, an dem die Digitalisierung Halt gemacht hat.

Der Ortasee: Heimat des weltbekannten Klassikers Bialetti

Nur wenige Schritte vom Hotel entfernt, auf dem Weg zur einzigen Osteria in Alzo, öffnet sich ein kleiner Marktplatz mit Blick auf den See und die dort untergehende Sonne. In das Panorama schiebt sich eine kupferne Statue, die einen Mann im Blaumann zeigt, der geschäftig an einer Werkbank arbeitet.

Wir haben uns noch nicht mit der Geschichte des Ortasees beschäftigt, wissen nicht, dass im Norden die kleine Industriestadt Omegna liegt und mitten im See die malerische und bei Touristen beliebte Insel Isola San Giulio.

Doch das Arbeiterdenkmal macht neugierig und so erfahren wir, dass Omegna der Geburtsort von Alfonso Bialetti und der Standort weltbekannter Haushaltswarenhersteller ist. Der Prototyp der Bialetti Moka Express? Erfunden und produziert am Ortasee. Von hier aus trat der Klassiker, der es bis ins Museum of Modern Art in New York geschafft hat, seinen Siegeszug an. Von hier stammt auch einer unserer liebsten Alltagsgegenstände: der kleine Espressokocher, mit dem bei uns fast jeder Tag beginnt.

Während die Firma Bialetti nicht mehr in Omegna produziert, sind Firmen wie Alessi und Langostina noch immer in der Gemeinde ansässig.

Wir plaudern über den Facettenreichtum der italienischen Kulturgeschichte, sinnieren über den schnellen Espresso am Morgen und die ausgiebigen Dinner mit der Familie. Auf einer Bank mit Seeblick spüren wir, wie unser unbeschwertes „La Dolce Vita“ im La Seca di Orta gedanklich den Alltagssorgen des piemontesischen Metallarbeiters weicht. Aber gerade das macht Alzo sympathisch.

Die Isola San Giulio verschieben wir auf einen späteren Besuch und statten lieber der Osteria Gallo einen Besuch ab. Endlich italienische Pasta!

Buon Giorno am Ortasee

Als ich mich am nächsten Morgen noch etwas müde in der Lobby umsehe, bestätigt sich der friedliche Eindruck vom Vorabend: Mit einem fröhlichen „Buon giorno!“ bereitet mir unsere Gastgeberin einen Espresso zu. Ich darf ihn nach oben auf die sonnige Terrasse mitnehmen. Außerdem schnappe ich mir zwei Postkarten, die eine historische Ansicht des La Seca di Orta um die Jahrhundertwende zeigen.

Erst nach und nach öffnen sich die Fensterläden, denn ich war früh auf den Beinen. Die Gäste lassen sich von den warmen Sonnenstrahlen in den beginnenden Tag und – so kommt es mir vor – zurück in die Gegenwart entführen.

Ein Blick zurück: Aus der Geschichte des Hotel La Seca di Orta

Dass das Hotel La Seco di Orta eine spannende Geschichte hat, davon zeugen nicht nur die in Sepiatönen gedruckten Postkarten und die Fächer, die uns die Wirtin schenkt. Sondern auch das handgemalte Hotelschild vor der Tür und die alten Schwarzweißfotos auf den Etagen. Statt die Geschichte des Hauses chronologisch wiederzugeben, regen sie meine Phantasie an und lassen den früheren Alltag in Alzo vor meinem inneren Auge wieder aufleben.

Die Fotografien zeigen, dass Alzo zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein beliebtes Ziel für den aufkommenden Tourismus war und immer wieder bedeutende Persönlichkeiten aus Kunst und Kultur anzog. Dies war wohl auch der Grund für Giuseppe Gualea und Guglielma Bonfantini, mit dem Bau des „Albergo Ristorante Alzese“ zu beginnen. Die Herberge mit schattiger Terrasse und Restaurant in der Nähe des Dorfzentrums erfreute sich bald großer Beliebtheit und war gut besucht. Auf den Bildern ist dies gut zu erkennen.

Leider bricht die Geschichte des La Seca di Orta danach ab und wird erst wieder aufgenommen, als die Erben im Sommer 2015 beschlossen, dem Hotel neues Leben einzuhauchen. Ein wenig moderner Komfort mit neuen Bädern darf einziehen, aber ansonsten soll der Charme vergangener Zeiten erhalten bleiben.

Das dunkelgrüne Schild „Albergo Ristorante Alzese“ weist den Gästen weiterhin den Weg. Es bleibt vom Rost gezeichnet und scheint unter dem Blätterdach der Veranda in einen Dornröschenschlaf gefallen zu sein. So steht es im Kontrast zur neu belebten Herberge, die behutsam renoviert dazu einlädt, von abenteuerlustigen Reisenden wie uns entdeckt zu werden.

Über den Ortasee

Der Ortasee in Norditalien wird der Region des Piemont zugeordnet und liegt westlich des bekannteren Lago Maggiore. Die Grenze zwischen den Provinzen Verbano-Cusio-Ossola (im Norden) und Novara (südlich) verläuft quer durch den See.

Mit 13 Kilometer Länge, 2500 Metern Breite und einer Tiefe von bis zu 143 Metern handelt es sich  beim Lago di Orta durchaus um ein größeres Gewässer, an dessen Ufer sich verschiedene Städte und Gemeinden angesiedelt haben. Die bekannteren sind: Omegna und Orta San Giulio.

Aber auch Berggipfel flankieren den See: der 1.492 Meter hohe Mottarone, der Monte Croce (1.643 m) und der Massone (2.161 m) im Westen.

Weil das Straßennetz in dieser Region gut ausgebaut ist, ist es möglich den Ortasee einmal komplett mit dem Pkw (oder Fahrrad) zu umrunden.

Vom Ortasee nach Turin sind es ca. 120 km / 1,5 Stunden. Nach Mailand: 87 km. Es lohnt auch ein Tagesausflug vom Lago Maggiore zum Ortasee.

Touristische Informationen über das Piemont

www.visitpiemonte.com

Auf einem Fächer ist das Hotel so zu sehen, wie es früher aussah.
Auf einem Fächer ist das Hotel so zu sehen, wie es früher aussah.
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9 Kommentare zu “La Seca di Orta – Antica Albergo Alzese: Verträumtes Vintage-Hotel am Ortasee

  1. Danke für diesen schönen Hoteltipp! Schade, dass ich im vergangenen Mai noch nicht davon wusste. Da war ich nämlich in Orta 😊

    • Ach verrückt. Und tatsächlich schade. Aber von dir aus ist es vermutlich nicht ganz so weit. Vielleicht kannst du es ein anderes Mal verbinden.

  2. Liebe Charis, wieder ein wunderschöner Reisebericht. Neugierig darauf gemacht hat mich das Titelbild. Eine benutzte Kaffeetasse? Eine aufgerissene Verpackung? Ein toller Kontrast zu den sonst durchgestylten Berichten. Richtig gut! Und erzählerisch hast du mich an den Ortasee mitgenommen. Auch der Espresso scheint zu schmecken! :) Bis bald, Valerie

  3. Hallo Charis,

    ich liebe diese zufälligen Entdeckungen auf Reisen, denn sie sind die Würze, die jeder Reise das gewisse Etwas verleihen. Danke für den schönen Tipp auf einen Ort mit spannender Geschichte. Das Bild mit dem Fächer ist wirklich genial. Ich werde gleich mal auf deinem Blog weiter stöbern.
    Liebe Grüsse
    Susan

    • Den Fächer haben wir bis heute, weil es einfach so eine entzückende Idee war und eine schöne Erinnerung.

  4. Vintage Hotels haben einfach einen ganz besonderen Flair. Das gefällt mir gut.

  5. Hallo Charis

    Danke für den informativen Artikel. Das letzte Bild ist ja genial. Euch weiterhin erlebnisreiche Touren und uns weiterhin tolle Berichte von Euch.

    Mike

    • Danke Mike. Das mit dem Fächer war wirklich cool, weil man einen Eindruck bekam, wie das Haus früher aussah.

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