Update: Der Artikel erschien erstmalig am 25.Mai 2016.
„Sie können heute bis zum nächsten Baum sehen. Danach ist Schluß.“ Die Wetterprognose für unsere Wanderung zum Vigiljoch ist miserabel. Was also machen an einem Regentag in Meran, der als Familienausflug in die Berge geplant ist?
Unsere Wahl fällt auf die Gärten von Schloß Trauttmansdorff. Hier wachsen in einem groß angelegten Botanischen Garten mehr als 350.000 unterschiedliche Pflanzen aus aller Welt. In 80 exotisch arrangierten Gartenlandschaften auf 12 Hektar Fläche blühen unzählige Blumen und Sträucher. Auf dem üppigen Grün funkeln Regentropfen an Tagen wie diesen, wie unbezahlbare Diamanten. Unterschiedliche Erlebnisstationen, Themengärten, Künstlerpavillons und der Matteo Thunsche Gucker und das Touriseum bieten so viel Abwechslung, dass selbst ein Schlechtwettertag zum Traumferientag werden kann.
Inhalt
80 Gartenlandschaften mit Pflanzen aus aller Welt
Dem Wetter geschuldet, nehmen wir das Auto, obwohl ein Spaziergang über den Sissi-Weg von Meran nur rund 45 Minuten dauert. Über 300 Parkplätze befinden sich direkt gegenüber der Anlage. Bequemer geht es kaum.
Sissi-Weg vom Stadtzentrum Meran
Dauer: 45 Minuten
Weglänge: 3 km
Hier angekommen ist alles perfekt angelegt und ausgeschildert, denn obwohl das Schloß bereits eine lange Tradition und Geschichte hat, sind die Gärten relativ jung. Sie wurden in ihrer heutigen Form 2001 eröffnet und seitdem mehrfach als schönste Gärten Italiens und Europas ausgezeichnet.
Nach einer kurzen Info machen wir uns auf den Weg. Die Ausdehnung erscheint größer, als sie letztlich ist. Die einzelnen Themengebiete des Parks können bequem in kurzer Zeit durchlaufen werden, obwohl die Gesamtanlage 12 ha groß ist und am Hang liegt. Letztlich werden aber nur 100 Höhenmeter überwunden.
Da man zum Staunen und Schauen häufig stehen bleibt, vergeht die Zeit rasant schnell und die empfohlene Mindestaufenthaltsdauer von 2,5 Stunden für einen Besuch erscheint knapp bemessen. Will man gleichzeitig das Schloß mit dem Touriseum besichtigen und in einem der Restaurants einkehren, sollte man unbedingt vier Stunden oder mehr für einen Besuch einplanen. Es lohnt sich!
Üppiges Grün und eine Reise durch Zeiten und Länder
Wir beginnen unseren Besuch linksseits des Schlosses und durchqueren Wasser und Grün, was durch die Feuchtigkeit besonders frisch und saftig erscheint. Knallrote Blüten leuchten von weitem. Die Nässe intensiviert die Töne. Das gefällt mir besonders. Ein Bambuswald hält eine Art stehendes Xylophon bereit, auf dem man spielen kann. Klingt komisch, ist aber sehr lustig. In einem See blühen unendlich viele Seerosen. Dann erreicht man das Glashaus.
Die Orchideen und Stauden sind beeindruckend, kennt man jedoch aus anderen tropischen Gewächshäusern. Viel spannender wird es, wenn man einen abgeteilten Bereich betritt: das Terrarium. Hier befinden sich hinter Glaswänden riesige gelbe Grashüpfer, langbeinige Insekten und eine Spezies, die aussieht, wie ein wandelndes Blatt. Natürlich kann man all das fotografieren, aber es wirkt lange nicht so, wie die Realität. Vor allem das Blatt hat es mir angetan. Ich habe so ein Tier vorher nie gesehen. Diese Kästen anzusehen ist einer der wichtigsten Tipps, die ich für die Gärten von Schloß Trauttmansdorff geben möchte.
Weiter geht es zu einer Grotte, in der bei einer Multimediashow die Entstehung der Erde visualisiert wird. Nach einem Film erleben die Zuschauer einen gewaltigen Vulkanausbruch. Besonders Kindern dürfte das gefallen. Die Photosynthese wird so erklärt, dass man sich fragt, wieso man sie in der Schule nicht viel schneller verstanden hat. Auch wenn man einiges weiß, irgendein Detail klingt doch immer wieder neu.
Rund um die Grotte sind Uhrwerke aufgebaut. Eine Uhr zeigt die Sekunden, die seit der Eröffnung des Parks vergangen sind. Durch Gingkobäume, von Farnen und Riesen-Mammuthbäumen gesäumte Wege verlässt man bei terassenförmig angelegten Reisfeldern den Bereich der Waldgärten.
Kein Spaziergang ohne Pause
Wir machen an dieser Stelle einen Break und besuchen eines der Restaurants des Areals. Die Küche hält für unterschiedliche Geschmäcker Speisen bereit. Südtiroler Küche, aber auch Würstchen mit Pommes kommen auf den Teller. Dazu gibt es einen gekühlten Vernatsch aus der Kellerei Meran Burggräfler. Wir sind zufrieden.
Durch die Sonnengärten mit mediterranem Flair spazieren wir dann ohne Regen. Der Weg durch die Pflanzungen führt leicht bergauf. Blühende Beete, Wiesen, Laubengänge und riesige rote Klatschmohnblüten machen diesen Teil des Parks aus. Immer wieder eröffnen sich Ausblicke ins Etschtal Richtung Meran. Obwohl man viel sieht: Hier hätte ich mir zum ersten Mal etwas mehr Sonne gewünscht.
Auf Sissis Spuren
Auf dem Sissiweg spazieren wir den Teil des Parks entlang, der der Kaiserin Elisabeth von Österreich gewidmet ist. Sie hat durch einen verlängerten Aufenthalt in den Wintermonaten 1870 entscheidend dazu beigetragen, dass Schloss Trauttmansdorff und die Kurstadt Meran bekannter wurden. Wer mehr über Sissi und ihr Leben erfahren will, dem sei das nah gelegene K&K Museum in Bad Egart empfohlen. Nur kurz: Elisabeths Tochter war erkrankt und konnte durch das milde Klima im Meraner Land schneller genesen. Die Monarchin liebte ausgedehnte Spaziergänge in Bergen, das einfache ungezwungene Leben, dass sie hier weitab von der Hofetikette führen konnte. Eine Bronzebüste erinnert heute in den Gärten an die viel beschriebene Frau.
Im Schloß sind die Räume zu besichtigen, die Kaiserin Elisabeth bewohnt hat. Zusätzlich ein paar Erinnerungsstücke. Besonders die Visualisierung über das ausgeprägte Reiseleben der Kaiserin ist sehenswert. Es ist spannend zu verfolgen, in welchen Orten sie sich besonders oft und gerne aufgehalten hat. Unterwegs war sie nahezu immer.
Mit Matteo Thun in die Ferne gucken
Folgt man der Sissipromenade, gelangt man fast automatisch zu einem weiteren Höhepunkt der Gärten: den Ferngucker von Matteo Thun. Etwas schwindelfrei sollte man sein und Kinder gut an die Hand nehmen, aber die Aussicht ist grandios und das freie Schweben über dem Abgrund ein lohnendes Vergnügen.

Nach einem kurzen Ausflug durch die Sukkulenten-Pflanzungen endete unser Besuch. Bei besserem Wetter wird man die Wasser- und Terrassengärten mit Sicherheit nicht auslassen.
Tipp: Oberhalb der Wassergärten liegen die Summfelsen. Hier sollte man unbedingt einmal den Kopf in die Aushöhlungen in den Steinen stecken und einfach drauf los singen.
Tourismus-Museum Touriseum – Die Entwicklung des Tourismus in Tirol
Im Schloss ist neben den Räumen der Kaiserin und einer hübschen kleinen Kapelle ein Museum über die Entwicklung des Tourismus in den Alpen, speziell Tirols untergebracht – das Touriseum. Die gut aufbereitete und unterhaltsame Ausstellung führt die Besucher in die Zeiten abenteuerlicher und gefährlicher Reisen durch die Berge bis hin zu den Annehmlichkeiten eines Bergurlaubes in der Gegenwart. Dabei ist neben Kritik an aktuellen Entwicklungen auch immer wieder ein Augenzwinkern zu vermerken und es wird nicht vergessen die vielen schönen Seiten, die ein Besuch der Berge mit sich bringt, widerzuspiegeln.
Beim Verlassen des Museums sollte man unbedingt noch einen Blick auf die blauen Koffer werfen. Auf ihnen findet man Namen und Orte von Prominenten, die in den Südtiroler Bergen Ferien gemacht haben. Die Vielzahl ist in der Tat beeindruckend.
Unser Besuch endet hier. Ein anstrengendes, aber schönes Tagesprogramm.
Die Gärten von Schloss Trauttmansdorff
St.-Valentin-Str. 51/A
I-39012 Meran (BZ)
Hinweise zu Öffnungszeiten und Preisen
Webseite zum Touriseum
So kommt man hin – Anfahrt zu den Gärten
Von Meran: Am besten zu Fuß. Der Sissi-Weg vom Stadtzentrum in die Gärten von Schloss Trauttmansdorff ist drei Kilometer lang und in etwa 45 Minuten zu bewältigen.
Von Bozen: Schnellstraße SS 38 Bozen → Meran bzw. bis zur Ausfahrt Sinch. Dann in Richtung Stadtzentrum fahren. Beim zweiten Kreisverkehr Richtung Schenna abbiegen. Von hier sind es rund 2 km bis zu den kostenpflichtigen Parkplätzen.
Aus dem Vinschgau: Aus Richtung Reschenpass auf der SS 40 und SS 38 bis zur Ausfahrt Sinch. Dann wie aus Richtung Bozen kommend: in Richtung Stadtzentrum fahren. Beim zweiten Kreisverkehr Richtung Schenna abbiegen. Von hier sind es rund 2 km bis zu den kostenpflichtigen Parkplätzen.
Ich kenne es bei Sonne. Mir gefiel die Aussichtsplattform besonder. Is aber nix für Leute mit Schwindel.
Hallo Charis,
sehr schön beschrieben und tolle Bilder, trotz Regenwetter. Es ist schon ein bisschen her, als ich dort das letzte mal war, aber ich erinnere mich daran, dass es damals im Juni sehr schwül und heiß war und an die Massen von Besuchern. Als kleiner Tipp von mir an deine Leser/innen: der früher Vogel fängt den Wurm und wer schon frühzeitig da ist, kann die herrliche Anlage noch mit wenigen Besuchern genießen.
Grüße Oliver Huber