Allgäu-Silvretta-Tour von Valerie Wagner
„Spielt jemand eine 7, müssen alle blitzschnell ihre Karten verdeckt auf den Tisch legen. Wer zu langsam ist, zieht. Bei einer 0 wandern die Karten in Spielrichtung weiter. Hat jemand die gleiche Karte wie die, die gerade abgelegt wurde, wirft er sie so schnell wie möglich auf den Stapel“ Bergführer Michael erklärt die Regeln des Kartenspiels UNO. Mir sind sie völlig neu. Doch was für ein Spaß! „Wer ist dran? “ und „In welche Richtung spielen wir?“ sind die häufigsten Fragen des Abends, begleitet von lautem Lachen, Prusten und Kichern.
Seit drei Tagen sind wir auf unserer Allgäu-Silvretta-Tour unterwegs. Mit einer zehnköpfigen Gruppe und dem Bergführer werden wir am Ende
73,1 Kilometer, 4870 Höhenmeter und 4030 Tiefenmeter
hinter uns haben. Das Highlight der Tour, der Piz Buin – mit 3.312 Metern der dritthöchste Berg der Silvretta und der höchste in Vorarlberg – bleibt uns wetterbedingt verwehrt. Doch auch das Alternativprogramm kann begeistern.
Von Oberstdorf zur Wiesbadener Hütte: Eine Mehrtageswanderung durch die Alpen zum Piz Buin
Die abenteuerliche Wanderung durch die Alpen startet in Oberstdorf im Allgäu und führt uns über steile Pässe und unwegsames Gelände bis zur Wiesbadener Hütte. Wir werden begleitet von einem erfahrenen Bergführer, der uns sein Wissen über Kartografie und die Techniken des alpinen Wandern näher bringt. Er kennt sich zudem hervorragend mit den Gipfeln aus, die uns auf unserem Weg begegnen. Die ersten Tage strahlt die Sonne, am Gipfeltag müssen wir uns Regen und Kälte geschlagen geben. Dennoch bleibt die Faszination für die majestätische Bergwelt ungebrochen.
Unsere Wanderung startet Ende August 2025 an einem Sonntag und endet nach sechs Tagen.
Warum eine geführte Bergtour zum Piz Buin?
Wir haben uns für eine geführte Allgäu-Silvretta-Tour entschieden, weil uns Sicherheit am Berg wichtig ist. Im Gebirge gibt es viele Faktoren, die eine sichere Ankunft beeinflussen: das Wetter, die Wegebeschaffenheit und die Routenkenntnis. Besonders im alpinen Gelände ist Erfahrung entscheidend. Hier sind Ausdauer, Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und eine zuverlässige Ausrüstung gefragt. Es lohnt sich, mit Bedacht und Verantwortungsbewusstsein in die Berge zu gehen. Noch immer geschehen zu viele Unfälle, teilweise mit tödlichem Ausgang, die durch bessere Planung und richtige Einschätzung der eigenen Fähigkeiten hätten vermieden werden können.
Tag 1: Über das Gemsteltal zur Widdersteinhütte und über den Hochtannbergpass nach Zug bei Lech
Von Oberstdorf fahren wir mit dem Linienbus ins Kleinwalsertal und steigen über das Gemsteltal zur Widdersteinhütte auf 2.009 m auf. Nach dem Abstieg auf den Hochtannbergpass fahren wir mit dem Bus nach Zug bei Lech zu unserer ersten Unterkunft. Nach acht Kilometern und 860 Höhenmetern geniessen wir im Gasthaus Alphorn eine letzte Übernachtung in einem komfortablen Hotelzimmer.
Nach einem dreigängigen Abendmenü breitet Michael, unser Bergführer für die nächsten sechs Tage, die Wanderkarte für die Silvretta Verwallgruppe* aus. Er erklärt die Legende: Sie enthält den Maßstab, das UTM-Gitter und Abkürzungen.
Um die Fülle an Informationen klar und übersichtlich darzustellen, nutzen Kartografen Illustrationen. Eine gute Karte überzeugt durch ihr Design: Schummerung (der Schattenwurf von Bergen) und Höhenlinien erzeugen einen plastischen Eindruck, der Berge und Täler sichtbar macht. Relief und Vegetation bilden die Grundlage jeder Karte. Sie zeigen die natürliche Umgebung. Für Outdoorkarten sind Höhenlinien besonders wichtig. Die Äquidistanz gibt die Höhendifferenz zwischen zwei benachbarten Höhenlinien in einer Karte an.
Bei mir weckt das Betrachten der Karte vor allem Vertrauen in den Bergführer. Er weiß, was er tut, und gibt uns Orientierung.



Tag 2: Über den Spullersee zum Arlberg und zur Kaltenberghütte
Nach einer ruhigen Nacht im bequemen Boxspringbett starten wir um 8 Uhr Richtung Kaltenberghütte. Über einen sanft aufsteigenden Weg laufen wir durch das Stierloch hinauf zum Stierlochjoch auf 2.009 m. Vorbei an der Roggalspitze und dem Spullersee lassen wir die Ravensburger Hütte auf 1.947 m hinter uns und steigen ab nach Langen am Arlberg auf 1.280 m. Zur Kaltenberghütte geht es dann nochmal steil nach oben auf 2.089 m.

„Kleiner Schritt hält fit“
Es sind 1.450 Höhenmeter, die wir auf beachtlichen 19 Kilometer Weglänge bewältigen. Bei den steilen Passagen gilt das Motto „Kleiner Schritt hält fit“, denn jeder hat bergauf sein eigenes Tempo. Das beruhigt mich, denn es gibt mir das Gefühl, nicht schnell sein zu müssen, sondern in meinem Rhythmus laufen zu dürfen. Das ist gerade hinsichtlich der Gruppendynamik wertvoll, sonst bekomme ich schnell das Gefühl, nicht hinterherzukommen.
Wertvolle Tipps: Mit dem Bergführer auf der Allgäu-Silvretta-Tour
Von der Kaltenberghütte geht es über Blockfelsen, unwegsames Gelände und Gebirgsbäche zur Konstanzer Hütte. Michael zeigt uns Techniken, die Felsblöcke einfacher zu überwinden. Wir machen Gleichgewichtsübungen. „Unsere Füße können das, auch wenn sie in Bergschuhen* stecken“, sagt er.
Das Vertrauen in den eigenen Körper und Material ist wichtig im alpinen Gelände. Ebenso der richtige Stockeinsatz. Michael empfiehlt die Stöcke in eine Hand – die Talhand – zu nehmen und über die Blockfelsen zu balancieren.
Wir steigen zur Krachelspitze auf 2.686 m auf – ohne Gepäck geht das richtig schnell und leicht! Die Rucksäcke haben wir etwas unterhalb des Gipfels deponiert. Und nachdem jeder den beeindruckenden Panoramablick mit dem Smartphone eingefangen hat, steigen wir ab zum eiskalten Gletschersee „Kaltenbergsee“. Der gleicht eher einer Pfütze, aber wir gelangen so zum Gstansjöchl auf 2.573 m.
Von hier aus geht es (leider) nur noch bergab. Meine Knie melden sich, die Oberschenkelmuskulatur auch und trotz gut eingelaufener Wanderschuhe spüre ich erste Druckstellen an allen(!) Zehen. Der Abstieg wird zur Qual und ich bin sehr froh, als wir nach 1.250 Tiefenmetern endlich die Konstanzer Hütte auf 1.710 m erreichen.

Die Berge im Blick: Nützliche App PeakFinder
Für einen besseren Überblick auf die Gipfel der Umgebung empfiehlt sich die App „PeakFinder“. Diese gibt es sowohl für iOS als auch für Android. Meine Bilder wurden nacheinander als Rundum-Blick aufgenommen, ausgehend vom Gipfel der Krachelspitze.


Nützliches Wissen
Warum unterscheiden sich die Höhenangaben von Gipfeln?
Besonders bei Grenzbergen wie der Zugspitze (Deutschland – Österreich) oder dem Fluchthorn (Schweiz – Österreich) variieren die Höhen je nach länderspezifischer Messmethode. Der Grund liegt in den unterschiedlichen Höhensystemen und Referenzpunkten, die jedes Land verwendet.
Österreich bezieht sich auf den Pegel Triest von 1875, auch „Meter über Adria“ genannt. Diese Höhenangabe basiert auf dem mittleren Pegelstand der Adria, der 1875 am Molo Sartorio in Triest festgelegt wurde und damals Teil von Österreich-Ungarn war.
Deutschland nutzt den Amsterdamer Pegel, auch als Normaal Amsterdams Peil (NAP) bekannt. Dieser Nullpunkt der Höhenmessung wurde erstmals 1674 erwähnt.
In der Schweiz beeinflusste der Pegel Marseille die Höhendefinition. Bis 1902 galt der Höhenfestpunkt Repère Pierre du Niton als 376,86 m über dem Pegel Marseille. Um Abweichungen auszugleichen, korrigierte man die Angabe auf 373,6 m über dem Pegel Marseille.
Wer sich einlesen will, wird beim Bundesamt für Kartographie und Geodäsie fündig.
Tag 4: Vom Schönverwall über die Neue Heilbronner Hütte und den Stausee Kops zur Bielerhöhe und Wiesbadener Hütte
Von der Konstanzer Hütte laufen wir durch das Schönverwall zur Neue Heilbronner Hütte auf 2.320 m. Dort machen wir eine kurze Rast und steigen zur Verbella Alpe auf 1.938 m ab. Wir passieren den Stausee Kops und kehren am Gasthaus Zeinisjoch ein.
Das Zeinisjoch liegt auf der Grenze zwischen Vorarlberg und Tirol sowie auf der Rhein-Donau-Wasserscheide in 1.842 m Höhe. Der Passweg verbindet das Montafon mit dem Paznauntal (Galtür – Ischgl) und trennt die Gebirgsgruppen Verwall im Norden von der Silvretta im Süden. Vom Zeinisjoch fahren wir mit dem Bus zur Bielerhöhe auf 2.038 m und wandern auf dem Fahrweg entlang des Silvretta-Stausees zur Wiesbadener Hütte (2.443 m).

Tag 5: Gletschertraining am Vermuntgletscher statt Gipfelbesteigung des Piz Buin
Ab dem fünften Tag begleitet uns trotz des nasskalten Wetters ein zweiter Bergführer. Wir begeben uns um kurz nach sieben auf den Weg zum Vermuntgletscher. Für 13 Uhr ist Regen angesagt. Bis dahin wollen wir wieder zurück in der warmen Hütte sein. Wir wandern über wegloses Gelände durch Blockwerk und werden zwischendrin bei kurzen Pausen – das Wetter lässt keine langes Verweilen zu – über die Gletscher aufgeklärt.
Der Weg ist beschwerlich. Wir steigen über lose Steine, kleine und große, überqueren Gletscherbäche, in denen sich das Wasser willkürlich seinen Weg sucht. Bisher haben wir die Regenjacken und Hosen nur im Rucksack über die Gipfel und durch die Täler getragen. Heute sind wir froh, sie dabei zu haben.
Alpinisten benutzen gern das Wort Schutzkleidung und genau das ist es. Ich ziehe mir die Kapuze meiner Regenjacke tiefer ins Gesicht und ärgere mich, dass ich meine Mütze nicht dabei habe. Zum Glück habe ich die Handschuhe eingepackt. Der Wind pfeift uns um die Ohren.


Nützliches Wissen
Wie entstehen Gletscher?
Gletscher entstehen, wenn in einer Region mehr Schnee fällt als verdunstet oder schmilzt. Lagert sich neuer Schnee auf altem, pressen die oberen Schichten die unteren zusammen. So wird Firneis gebildet. Mit jeder weiteren Schneeschicht verdichtet es sich mehr und mehr zu Gletschereis. Erreicht der Gletscher eine bestimmte Dicke, setzt die Schwerkraft ihn in Bewegung und er gleitet ins Tal.
Ein Gletscher besteht aus einem Nähr- und einem Zehrgebiet. Im oberen Nährgebiet sammelt sich Schnee, der zu Gletschereis wird. Aus zehn Metern Schnee entsteht etwa ein Meter Eis. Im unteren Zehrgebiet schmilzt mehr Eis, als neu gebildet wird. Der Gletscher verliert an Masse und Schmelzwasser fließt ab. Die Gletscherzunge bildet den untersten Abschnitt, aus dem am Gletschertor das Schmelzwasser austritt.
Verlust von 2-3% Volumen pro Jahr
Seit 2000 verlieren die Gletscher der Alpen jährlich zwei bis drei Prozent ihres Volumens. Gleichzeitig steigt die Schneegrenze, also die Höhe, ab der Schnee am Boden liegen bleibt. Die Firngrenze auf Hochgebirgsgletschern liegt meist nahe der sogenannten Gleichgewichtslinie, die Nähr- und Zehrgebiet trennt. In den Alpen verläuft sie knapp unter 3000 Metern. Oberhalb dieser Linie wird Schnee fast immer zu Firn und später zu Eis. Unterhalb der Schneegrenze schmilzt der Schnee im Sommer.
Die globale Erwärmung treibt die Schneegrenze nach oben und beschleunigt das Abschmelzen der Gletscher unterhalb dieser Linie. Schon 2050 könnten die Gletscher in den Ostalpen und Dolomiten verschwunden sein. Ohne Maßnahmen, um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen, bleiben Ende des Jahrhunderts nur noch in den hohen Lagen der Westalpen Gletscherreste.
Die Ostalpen erstrecken sich von der Schweiz und Liechtenstein über ganz Österreich, von Vorarlberg bis ins Burgenland, und reichen bis nach Ungarn, Norditalien und Slowenien. Sie umfassen auch den gesamten deutschen Alpenanteil. Die Westalpen beginnen westlich einer Linie, die von Nord nach Süd über den Bodensee, den Alpenrhein, den Hinterrhein, den Hüscherenbach, den Splügenpass, den Liro, die Mera und den östlichen Arm des Comer Sees verläuft.
Weiterführendes Wissen über Gletscher
Eine einfache Erklärung über die Entstehung von Gletschern finden Interessierte auf simpleclub.com.
Wer sich tiefer mit dem Thema befassen möchte, kann das Interview mit Andrea Fischer, Geophysikerin, Glaziologin und Vizedirektorin des Instituts für Interdisziplinäre Gebirgsforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW), lesen.
Auch interessant: Klimawandel in den Alpen – 5 Veränderungen
Das Gletschertagebuch der Österreichischen Akademie der Wissenschaften zeigt deutlich, wie stark die Gletscherschmelze besonders in den letzten vier Sommern war. Zwischen den Aufnahmen liegen gerade einmal drei Jahre.


Tag 6: Abstieg, Heimfahrt und Rückkehr nach Oberstdorf
Die nächtlichen Regenschauer haben die Landschaft durchnässt, die Kälte von gestern lässt mich noch immer frösteln und ich spüre die Anstrengung der letzten Tage. Der Bergführer entscheidet, dass wir über den Fahrweg (nicht über den Fußweg, der noch ein paar Höhenmeter hätte) absteigen. Nach zwei Stunden erreichen wir den Silvretta-Stausee, der aufgrund von Bauarbeiten an einer Turbine nur sehr wenig Wasser führt. Wir kehren ein. Unser Bus fährt um kurz nach zehn nach Galtür. Dort holt uns ein Postbus der Alpinschule ab und wir fahren über den Fernpass zurück nach Oberstdorf.

Von der Kaltenberghütte bis zur Heilbronner Hütte: Die Hütten auf dieser Allgäu-Silvretta-Tour
Sechs Alpenvereinshütten in Vorarlberg, Tirol und den Allgäuer Alpen haben uns auf dieser Tour beherbergt oder dienten als Rastplatz für eine Pause. Sie haben sich im Laufe der Zeit von traditionell bescheidenen Schutzhäusern zu modernen Stützpunkten für Bergsteigerinnen, Wanderer und Familien entwickelt.
Kaltenberghütte
Die Kaltenberghütte liegt auf 2.089 m in der Verwallgruppe oberhalb von Stuben am Arlberg. Sie bietet rund 70 Schlafplätze, moderne Sanitäranlagen und wurde mit dem Umweltgütesiegel der Alpenvereine ausgezeichnet. Ein kleiner Badesee in Hüttennähe, ein Seminarraum und eine Küche, die regionale Produkte in den Mittelpunkt stellt, ergänzen das Angebot. Der Aufstieg ist von verschiedenen Ausgangspunkten zwischen zwei und drei Stunden möglich.

Konstanzer Hütte
Etwas tiefer, auf 1.688 m, steht die Konstanzer Hütte. Sie wurde Ende des 19. Jahrhunderts errichtet, nach Erdrutschen in den 1980er-Jahren jedoch neu aufgebaut. Heute liegt sie inmitten mehrerer Täler und ist ein beliebter Ausgangspunkt für Touren auf Gipfel wie den Scheibler oder den Patteriol. Neben dem bewirtschafteten Betrieb gibt es einen Winterraum mit 14 Schlafplätzen, der allerdings nur mit einem Sektionsschlüssel des Alpenvereins zugänglich ist.
Wiesbadener Hütte
In der Silvretta, am Ende des Ochsentals empfängt die Wiesbadener Hütte ihre Gäste. Sie liegt auf 2.443 m und zählt mit 80 Betten und 100 Lagern zu den größeren Häusern. Besonders markant ist der Ausblick auf den Piz Buin. Auch von Februar bis April ist die Hütte geöffnet, dann vor allem als Stützpunkt für Skitourengeher. Kulinarisch setzt Wirt Emil Widmann auf klassische Hausmannskost mit Kaiserschmarrn und Kaspressknödeln als Favoriten.

Widdersteinhütte
Weniger komfortabel, aber besonders urig zeigt sich die Widdersteinhütte in den Allgäuer Alpen. Auf 2.015 m, bietet sie einfache Lagerplätze ohne Dusche, aber mit direkter Nähe zum Großen Widderstein. Die private Hütte von Vanessa und Laszlo ist ein beliebtes Ziel für Bergsteigerinnen und Bergsteiger, die den markanten Gipfel besteigen wollen. Wer Glück hat, kann auf den umliegenden Wiesen Steinböcke* und Murmeltiere beobachten.

(Foto: Valerie Wagner)
Ravensburger Hütte
Oberhalb des Spullersees liegt auf 1.948 m die Ravensburger Hütte. Mit Platz für bis zu 90 Übernachtungsgäste und einer großen Sonnenterrasse ist sie familienfreundlich ausgerichtet: Spielplatz, Klettergarten und ein nahes Klettergebiet machen sie auch für Kinder attraktiv. Bergsteiger finden zahlreiche Ziele in der Umgebung, darunter die Roggalspitze oder den Spuller Schafberg.

Neue Heilbronner Hütte
Auf 2.320 m an der Grenze zwischen Vorarlberg und Tirol liegt die Neue Heilbronner Hütte. Sie verfügt über mehr als 100 Schlafplätze, mehrere Gasträume sowie moderne Sanitäreinrichtungen und ist Teil der bekannten Transalp-Route. Direkt an der europäischen Wasserscheide gelegen, ist sie Ausgangspunkt für Touren auf den Patteriol und andere Verwallgipfel.

Das Umweltgütesiegel der Alpenvereine
Das Umweltgütesiegel der Alpenvereine zeichnet Schutzhütten aus, die besonders umweltgerecht betrieben werden. Entwickelt von DAV, ÖAV und AVS, setzt es seit mehr als zwei Jahrzehnten Maßstäbe für nachhaltiges Wirtschaften in alpiner Höhe. Im Mittelpunkt steht die Idee, bestehende Hütten so zu modernisieren, dass sie wie autarke Inselsysteme funktionieren und mit Lösungen für Energieversorgung, Wasseraufbereitung, Abwasserklärung und Abfallentsorgung die empfindliche Bergnatur möglichst wenig belasten.
Um das Siegel zu erhalten, müssen die Hütten strenge Kriterien erfüllen. Dazu gehören die Nutzung erneuerbarer Energien, effiziente Wärmedämmung, eine funktionierende Abwasserbehandlung sowie konsequente Müllvermeidung und -trennung. Auch die Organisation des Betriebs wird bewertet: Hüttenwirte und -wirtinnen müssen geschult sein, die Anlagen fachgerecht nutzen und die ökologischen Vorgaben im Alltag umsetzen. Während die Sektionen als Eigentümerinnen für bauliche Maßnahmen zuständig sind, tragen die Pächterinnen und Pächter die Verantwortung für den laufenden Betrieb.
Das Siegel wird nicht dauerhaft vergeben, sondern in einem Turnus von fünf Jahren überprüft. Nur wer die Vorgaben weiterhin erfüllt, darf es behalten. Für Gäste soll die Auszeichnung signalisieren, dass sie in einer Hütte einkehren, die auf Ressourcenschonung und Nachhaltigkeit setzt.
Tourismus und Klimawandel: Der Spagat des Deutschen Alpenvereins
Wer heute eine Hütte des Deutschen Alpenvereins betritt, findet mehr als warme Stuben, deftige Mahlzeiten und die typische Kameradschaft. Schon am Eingang der Wiesbadener Hütte mahnt eine Tafel: „150 Jahre Erstbesteigung des Piz Buin – 150 Jahre Klimawandel.“ Alte Fotografien zeigen den einst mächtigen Eisstrom, der sich ins Tal wälzte. Heute bleibt davon nur ein kümmerlicher Rest.
Der DAV macht diese Entwicklung sichtbar und sensibilisiert Besucher für die Dramatik der Gletscherschmelze. In Schriften, Ausstellungen und Kampagnen warnt der Verein vor der Bedrohung der Alpen durch die globale Erwärmung. Besonders eindringlich: Die Gletscherschmelze gilt als „deutlichstes Zeichen des Klimawandels“ und ist längst ein Symbol dafür geworden.
Doch hier zeigt sich ein Widerspruch. Hütten, Wege und Klettersteige gehören zu einer touristischen Infrastruktur, die selbst Spuren hinterlässt. Der Bergsport zieht jährlich Hunderttausende in die Alpen, mit Auto- und Flugreisen, Energieverbrauch in den Hütten und wachsender Belastung der Natur. „Profit aus den Bergen schlagen und gleichzeitig den Klimawandel bremsen.“ Dieser Konflikt bleibt spürbar.
Der DAV versucht, diesen Spagat zu meistern und setzt unter anderem auf Bewusstseinsbildung: Wer in die Berge geht, soll nicht nur den Gipfel sehen, sondern auch den ökologischen Preis. So wird die DAV-Hütte zum Spiegel unserer Zeit: ein Ort der Sehnsucht, des Abenteuers und der Gemeinschaft und gleichzeitig ein Mahnmal für das, was verloren geht, wenn die Alpen weiter schwinden durch Steinschlag, Murenabgänge und Gletscherschmelze.
Fazit zur geführten Allgäu-Silvretta-Tour (6 Tage)
Die Allgäu-Silvretta-Tour der Alpinschule Oberstorf hat mir eindrucksvoll gezeigt, wie vielfältig und fordernd das Unterwegssein in den Alpen sein kann. Zwischen komfortablen Hotelübernachtungen, urigen Hütten, anstrengenden Aufstiegen und kräftezehrenden Abstiegen lag stets die Faszination für die Berge, ihre Weite und ihre Unberechenbarkeit.
Neben der landschaftlichen Schönheit waren es vor allem die Erklärungen und die Erfahrung unseres Bergführers, die mir Sicherheit gaben und meinen Blick für Karten, Orientierung und Technik schärften. Genauso wichtig waren die kleinen Erkenntnisse über mich selbst: dass ich meinen eigenen Rhythmus finden darf, das Vertrauen in Körper und Material entscheidend ist – und dass jeder Schritt, so mühsam er manchmal sein mag, Teil des Abenteuers ist. Am Ende überwiegt die Dankbarkeit, diese Tour gemacht zu haben: eine intensive Erfahrung zwischen Natur, Gruppe und persönlichem Durchhaltevermögen.

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