Wohlgeraten ist fünf Jahre alt. Anlässlich dieses Jubiläums gab es ein Gewinnspiel, bei dem um einen Aufenthalt in den Gletscher Chalet Stubai gespielt wurde. Björn aus Hamburg hat diesen Beitrag eingesandt.
Walker’s Haute Route: Zeit für Gedanken
(Gastbeitrag von Björn)
Ehrlich gesagt erscheint es mir gerade selbst etwas befremdlich, euch in den nächsten Minuten auf eine Reise mitzunehmen, bei der von vorneherein der Weg das Ziel war, während gerade Tausende Menschen unter wahrlich beschwerlicheren Bedingungen hunderte von Kilometern zurücklegen, um einzig und allein irgendwie lebend an ihr Ziel zu kommen. Ein Ziel, das Sicherheit vor Bomben, Attentaten, Verschleppungen und Misshandlungen bedeutet. Und dann soll die Reise auch noch in einem Land beginnen, das gerade mit aller Härte von den Irrungen und der daraus resultierenden Unmenschlichkeit unserer Welt getroffen wurde. Wenn ihr also jetzt gleich gemeinsam mit mir eure Trekkingschuhe schnürt, dann habt im Kopf, dass weder diese virtuelle und noch viel weniger so eine reale Reise selbstverständlich ist. Nichts ist selbstverständlich.
Es geht um die Reise von der Alpinisten-Hochburg Chamonix in Frankreich zur Touristen-Hochburg Zermatt in der Schweiz. Es geht um die Reise vom höchsten Berg der Alpen, dem Mt. Blanc, zu einem der bekanntesten Berge der Welt, dem Matterhorn. Es geht um eine Reise, die im Winter als eine der schönsten Mehrtagesskitouren gilt und im Sommer einfach nur eine ca. 15-tägige seelische Wohltat ist. Es geht um die Walker’s Haute Route: 180 Kilometer. Elf Pässe. Über 12.000 Höhenmeter Aufstieg. Und fast ebenso viele Höhenmeter Abstieg. Mein Wanderpartner Tim und ich haben es im Sommer 2014 getan. Samstagmorgen mit dem Flugzeug von Hamburg nach Genf, weiter mit dem Zug nach Chamonix und dann zu Fuß zwei Stunden „einlaufen“ zur ersten Übernachtung in Argentière. Dann auf gut markierten Wanderwegen und saftig grünen Wiesen, vorbei an beeindruckenden 4.000ern und mächtigen Gletschern, über schweißtreibende Pässe und durch urige Walliser Bergdörfer. Um zwei Wochen später in Zermatt anzukommen und nach einer glückseligen und gleichzeitig traurigen letzten Nacht in einem bequemen Hotelbett die Heimreise via Zug nach Zürich und Flugzeug zurück nach Hamburg anzutreten. Im Gepäck stinkende Klamotten, unvergessliche visuelle Erlebnisse und eine neue Freundschaft. Hier geht es zu unserem ausführlichen Reisebericht mit den einzelnen Tagesetappen und einigen Bildern zur Veranschaulichung:
Da ihr die wichtigsten Fakten in obigem multimedialen Reisebericht findet, möchte ich euch an dieser Stelle lieber die fünf Dinge verraten, die ich beim nächsten Mal anders machen würde:
- Mehr Selbstversorgerhütten nutzen. Wer sich ein bisschen intensiver mit der Wanderkarte beschäftigt, entdeckt lohnenswerte Alternativen zu den bewirtschafteten Hütten und Pensionen der offiziellen Walker’s Haute Route. Die Übernachtung in der Selbstversorgerhütte Refuge Les Grands war zum Beispiel eine der eindrucksvollsten unserer gesamten Tour.
- Überhaupt nur auf Hütten übernachten. Auch hier gilt: Wer sich intensiver mit der Wanderkarte beschäftigt und sich nicht sklavisch an die Etappenaufteilung im Guide-Book hält, kann ganz auf die Übernachtungen in Pensionen in den Talorten verzichten und jede Nacht den Zauber einer urigen Berghütte erleben.
- Leichteres Schuhwerk wählen. Tatsächlich sind meine Hanwag Yukon too much gewesen. Ein leichterer Trekkingstiefel wäre besser (weil leichter eben) und vollkommen ausreichend gewesen. Ein Schuh gänzlich ohne Knöchelhalt wäre mir aber zu riskant. Umknicken geht schnell und dann ist die Tour frühzeitig zu Ende.
- Gasenried überspringen. Der vom Reiseführer empfohlene Zwischenstopp in Gasenried zwischen St. Niklaus und der Europahütte ist nicht notwendig. Den gesparten Tag kann man an anderer Stelle besser für einen Pausentag, einen attraktiven Umweg oder eine Gipfelbesteigung nutzen.
- Die echte Haute Route angehen. Da ich die Haute Route ja nun bereits einmal im Sommer geschafft habe, würde ich sie beim nächsten Mal tatsächlich gerne als Splitboard-Tour im Winter machen. Ob das klappt und wenn ja, wie, könnt ihr in meinem Blog nachlesen.
Den Blog St. Bergweh „Berg Sport & Urban Shit“ findet ihr unter st-bergweh.de
Best.
genial!
Viel zu wenig Stimmen. Bester Beitrag.
Sehr schön geschrieben und macht Laune auf die Tour!
Danke Björn.
Hst das jetzt geklappt? Doppelt kann hier nicht schaden.
Schön. Und auch die Bilder sind klasse!
Für mich der schönste Beitrag.