Ende Mai 2024: Wir planen einen Besuch auf dem Dach Deutschlands, eine Wanderung auf die Zugspitze. Der Wetterbericht verspricht Regen, und die Erinnerung an eine völlig verregnete Westweg-Tour im Schwarzwald wenige Wochen zuvor ist noch frisch und unangenehm. Trotzdem beschließen wir aufzubrechen. Die Sehnsucht nach der Natur ist einfach zu groß.
Hier beschreibe ich unsere leichte Tour auf die Zugspitze, die auch Anfänger bewältigen können. Bitte beachtet, dass es sich um eine Hochgebirgstour handelt und eine gewisse Kondition, eine gute Ausrüstung mit Bergschuhen und passender Kleidung und natürlich verantwortungsbewusstes Handeln Grundvoraussetzungen für ein solches Bergerlebnis sind.
Die Partnachklamm: Sanfter Einstieg auf dem Weg zur Zugspitze
Bei strahlendem Sonnenschein starten wir unseren Aufstieg durch die beeindruckende Partnachklamm, vorbei an der gemütlichen Bockhütte und weiter zur malerischen Reintalangerhütte. Ein Haferl Kaffee hier, ein Stück Kuchen dort – bayerische Gemütlichkeit in ihrer reinsten Form. Doch kaum haben wir die letzte Rast hinter uns, ziehen dunkle Wolken auf, und der Himmel öffnet seine Schleusen. Donner und Regen begleiten uns, und die bevorstehenden Höhenmeter scheinen plötzlich unüberwindbar.
Die ersten 13 Kilometer durch das Reintal sind ein sanfter Anstieg, kaum spürbar. Doch die letzten vier Kilometer fordern uns mit 700 Höhenmetern im Regen, auf rutschigem Geröll und durch Alt-Schnee alles ab. Für mich ist es eine Tortur, für meinen Mann ein Abenteuer. Stolz erfüllt mich, als ich den Gipfel erreiche. Nicht, dass ich je daran gezweifelt hätte – irgendwie schaffe ich es immer nach oben. Doch diesmal ist es anders: Kein Muskelkater, keine völlige Erschöpfung – ein Zeichen meines guten Trainingszustands!
Fünf Wanderrouten auf die Zugspitze
Die Zugspitze, Deutschlands höchster Berg, erhebt sich majestätisch auf 2.962 Metern über dem Meeresspiegel. Der Gipfel markiert die Grenze zwischen Deutschland und Österreich und ist Teil des imposanten Wettersteingebirges.
Auf die Zugspitze führen fünf Wanderrouten:
1. Über das Reintal, 21 Kilometer, 2300 Höhenmeter (Für Anfänger mit guter Ausrüstung, Trittsicherheit und Kondition)
2. Ehrwalder Alm und Gatterl, 14 Kilometer, 2100 Höhenmeter (Für Anfänger mit guter Ausrüstung, Trittsicherheit und Kondition)
3. Österreichisches Schneekar und Stopselzieher, zwischen acht bis fünf Kilometer und zwischen 2015 bis 1735 Höhenmeter
4. Über das Höllental, neun Kilometer, 2200 Höhenmeter (Nur für erfahrene Kletterer mit Ausrüstung)
5. Jubiläumsgrat, acht bis fünf Kilometer, 2015 bis 1735 HM (Nur für erfahrene Kletterer mit Ausrüstung)
Leichte Wanderung auf die Zugspitze: Eine Tour über das Reintal und die Knorrhütte
Unsere Wahl fällt auf die Route über das Reintal, die als einfach und leicht begehbar gilt, mit geringen Schwierigkeiten. Sie ist die längste Tour auf Deutschlands höchsten Gipfel. Der Jubiläumsgrat hingegen wird als schwere alpine Route mit mittlerem Schwierigkeitsgrad bei den Kletterpassagen eingestuft.
Der Deutsche Alpenverein bietet dazu einen informativen Flyer an: → Sicher auf die Zugspitze.
Wichtige Stationen auf dem Weg zur Zugspitze: Partnachklamm, Bockhütte, Reintalangerhütte, Knorrhütte
Partnachklamm
Die Partnach, ein wilder Gebirgsbach in den oberbayerischen Alpen, entspringt 1500 Meter über dem Meeresspiegel am Zugspitzmassiv. In der engen Partnachklamm überwindet sie 60 Meter Höhenunterschied und mündet schließlich bei Garmisch-Partenkirchen. Die Felsen der Klamm wurden über Jahrtausende vom Wildbach eingeschnitten. Auf halber Strecke liegt der Boden der Schlucht etwa 800 Meter über dem Meeresspiegel. Bereits 1912 wurde die Partnachklamm als Naturdenkmal anerkannt. Der Wanderweg führt dabei immer entlang der rechten Seite des Bachs.
Partnachklamm auf Google Maps
Gut zu wissen: Die → Partnachklamm kann aufgrund von Wetterverhältnissen gesperrt sein. Außerdem ist das Passieren kostenpflichtig.
Bockhütte
Die Bockhütte ist ein beliebter Rastplatz für Wanderer auf dem Weg zur Zugspitze durch das Reintal. Man erreicht sie etwa eineinhalb Stunden nach der Partnachklamm. Viele Wanderer kehren hier ein, um sich für den Weiterweg zur Reintalanger- oder Knorrhütte zu stärken. Die Hütte liegt in einem Gebiet mit langer Almtradition, wo im Sommer rund 600 Schafe weiden. Sie liegt auch an einer Etappe des Weitwanderweges „Via Alpina“.
Bockhütte auf Google Maps
Gut zu wissen: Die → Bockhütte ist nur im Almsommer bewirtschaftet, der bereits Mitte September endet. Die Hütte bietet Verpflegung, aber keine Übernachtungsmöglichkeiten.
Reintalangerhütte (1.369 m)
Die Reintalangerhütte im Wettersteingebirge ist eine bewirtschaftete denkmalgeschütze Hütte des DAV / Sektion München. Sie liegt malerisch am Ende des Reintals neben der Partnach, am sogenannten „Partnach-Lido“ und ist von hohen Felswänden umgeben. Für viele Wanderungen auf die Zugspitze ist diese alpine Schutzhütte ein wichtiger Stützpunkt und kann als Basislager für Touren oder als Zwischenstopp für den Auf- und Abstieg von der Zugspitze genutzt werden.
Reintalangerhütte auf Google Maps
Gut zu wissen: Die → Reintalangerhütte ist während des Almsommers geöffnet. Übernachtungen können nur online gebucht werden. Da die Hütte sehr stimmungsvoll ist, ist sie sehr beliebt. Die Wanderung auf die Zugspitze also rechtzeitig planen! DAV-Mitglieder erhalten Vergünstigungen.
Knorrhütte (2.051 m)
Die Knorrhütte ist die älteste bewirtschaftete Hütte der Sektion München des Deutschen Alpenvereins und wurde 1855 erbaut. Sie liegt nahe dem Zugspitzplatt unterhalb des Brunntalkopfes und ist die der Zugspitze am nächsten gelegene Schutzhütte auf bayerischem Boden. Die Hütte ist ein idealer Ausgangspunkt für die Besteigung der Zugspitze, entweder über das Reintal von Garmisch-Partenkirchen oder über das Gatterl von Ehrwald. Auch von Kletterern wird die Hütte gern genutzt.
Knorrhütte auf Google Maps
Gut zu wissen: Die →Knorrhütte ist während des Almsommers geöffnet. Übernachtungen können nur online gebucht werden. Es gibt 112 Schlafplätze, verteilt auf Doppelzimmer, Mehrbettzimmer und Matratzenlager. DAV-Mitglieder erhalten Vergünstigungen.

Übernachten auf der Knorrhütte
In der Knorrhütte beziehen wir unser Matratzenlager. Ein Hüttenschlafsack ist Pflicht. Die Hüttenwirte bitten darum, die Schlafsäcke 30 Sekunden bei 600 Watt in die Mikrowelle zu legen, um eventuelle Bettwanzen abzutöten. Der Grund: 2018 wurde die Hütte von einer Plage heimgesucht. Leichte Panik macht sich im Gastraum breit, in Erinnerung an die Wanzenplage im Sommer 2023 in Frankreich. Doch die ist unbegründet, denn es handelte sich um eine Desinformationskampagne russischer Social-Media-Accounts, nachzulesen in der SZ, März 2024.
Nach einer herzhaften Speckknödelsuppe und einigen Runden Uno mit anderen Bergsteigern ist es Zeit zum Schlafen. Der Regen prasselt gleichmäßig auf das Blechdach der Hütte, im Zimmer schnarcht der Bettnachbar, und die Bergsteiger nebenan scheinen nicht zu wissen, dass in den Stuben Nachtruhe herrscht. Spätestens ab 22 Uhr sollten Gespräche nur im Flüsterton stattfinden – besser gar nicht.
Irgendwann in der Nacht muss ich auf die Toilette. Es hat aufgehört zu regnen, und ich freue mich, dass wir am nächsten Tag voraussichtlich trocken auf den Zugspitzgipfel kommen würden.

Fordernd: Im Schneefall zur Sonnalpin
Am nächsten Morgen um 7 Uhr erwartet uns eine weiße Überraschung. Statt Regen hat es die ganze Nacht geschneit. Nach einem einfachen Frühstück – zwei Scheiben Brot, Butter und Marmelade – starten wir um 8 Uhr bei 25 cm Neuschnee Richtung Sonnalpin, dem Gletscherrestaurant an der Mittelstation. Der Aufstieg zum Zugspitzgipfel ist bei dem Schneefall undenkbar. Bis wir mit unserer Wanderung auf die Zugspitze am Sonnalpin ankommen, hat es über einen Meter geschneit.
Wir rechnen für den Aufstieg von der Knorrhütte zur Sonnalpin mit drei Stunden, inklusive Pausen. Doch angesichts der Lawinengefahr verzichten wir auf Pausen und konzentrieren uns darauf, sicher oben anzukommen.
Einige wagemutige Bergsteiger versuchen, den Gipfel zu erreichen, kehren aber glücklicherweise um, als sie die Gefahr erkennen. Einen Tag später muss die Bergwacht 29 Bergsteiger retten. Mein Mann und ich entscheiden, mit der Gletscherbahn auf die Zugspitze zu fahren.

Wichtig für jede Wandertour: Ausrüstung und Sicherheit am Berg
In den Bergen muss man für jedes Wetter gerüstet sein. Gerade zu Beginn der Wandersaison, bei Hochgebirgstouren und bei zunehmend unbeständigem Wetter sollte für jede Temperatur etwas dabei sein. Gleichzeitig ist leichtes Gepäck wichtig.
Immer häufiger ist von Möchtegern-Bergsteigern zu lesen, die mit Schlappen oder leichten Turnschuhen hohe Gipfel erklimmen wollen und dann von der Bergwacht gerettet werden müssen. Mach es besser!
Das solltest du auf der Wanderung auf die Zugspitze dabei haben:
- Wasserdichte Bergschuhe Kategorie B/C
- Wanderrucksack 30 bis 40 Liter mit Regenhülle
- Wärmende Jacke, möglichst atmungsaktiv
- Regenschutz
- Mütze, Stirnband, Handschuhe
- Funktionskleidung
- evt. eine Stirnlampe und eine dünne Rettungsdecke als Kälte oder Hitzeschutz
- Wasserflasche und etwas Proviant
Weitere Tipps für die optimale Ausrüstung am Berg findest du auf der Packliste der Bergschule Kleinwalsertal.
Wie ist das Wetter an der Zugspitze?
Informiere dich immer rechtzeitig und vorausschauend über die Wetterverhältnisse in den Bergen. Sie können sich schnell ändern und Vorhersagen sollten auf jeden Fall ernst genommen werden.
Das → Zugspitzwetter
Bequem ins Tal: Zugspitzbahn und Zahnradbahn
Nachdem wir die Zugspitze mit der Bahn erklommen und uns mit einem köstlichen Kaiserschmarrn belohnt haben, geht es mit der Bergbahn wieder hinunter ins Tal. Mit der Eibseeseilbahn fahren wir zum Eibsee und von dort mit der Zahnradbahn über Grainau nach Garmisch-Partenkirchen.
Die Zugspitze ist in jedem Fall ein Besuch zu Fuß wert. Und wer weiß, vielleicht gibt es im nächsten Jahr einen Bericht über den Aufstieg über das Gatterl.

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