Postkarte Skifahrer

Mit Haftpflicht auf die Skipiste: Italien und Südtirol erhöhen Sicherheit für Wintersportler

Blauer Himmel, gute Laune, der Schnee glitzert: ein Skitag bereitet vielen Menschen große Freude und verspricht die perfekte Ablenkung vom Alltag. Was jedoch, wenn der Tag anders als geplant verläuft?

Ein umgeknickter Fuß, ein heftiger Sturz oder, ganz übel, ein Zusammenprall mit anderen Wintersportlern und -sportlerinnen kann die Freude am Skifahren gewaltig trüben. Da das häufiger vorkommt, als uns lieb ist und weil Rettungseinsätze die öffentliche Hand  erheblich belasten, greift Italien im neuen Jahr zu drastischen Maßnahmen. Ab 01.01.2022 darf dort und somit auch in Südtirol nur noch auf die Piste, wer über eine gültige Haftpflichtversicherung verfügt.

Gerechter für alle

Der Verordnung liegt das italienische Gesetzesdekret Nr. 40 vom 28.2.2021 zugrunde. Danach sind alle Skifahrer:innen, Snowboarder:innen, Rodler:innen und Skitourengeher:innen verpflichtet, über eine gültige persönliche oder familiäre Haftpflichtversicherung zu verfügen. Sie soll Schäden oder Verletzungen Dritter abdecken, falls die Schuld an einem Unfall zivilrechtlich nicht geklärt wird. Und sie soll dadurch die öffentliche Hand und somit italienische Steuerzahler entlasten. Diese wurden nämlich bislang indirekt zur Kasse gebeten, wenn Mitglieder der Pistenrettung, wie zum Beispiel vom Weissen Kreuz zur Hilfe gerufen werden mussten.

Die Zahlen beim Südtiroler Landesinstitut für Statistik (ASTAT) geben Auskunft, wieviele Unfälle in den Skigebieten passierten, wer betroffen war und welche Verletzungen überwiegen. 72 von 100 Skipistenbetreibern in Südtirol wurden dafür nach der Wintersaison 2019/2020 befragt. Ihren Auskünften zufolge ereigneten sich in diesem Zeitraum 9.908 Unfälle, an denen Wintersportler*innen beteiligt waren. Als häufigste Unfallursache stellte sich der Sturz ohne Fremdbeteiligung (74,1%) heraus, gefolgt vom Zusammenstoß mit anderen Personen (15,5%). Die höchste Anzahl der in Unfälle verwickelten Personen gehören, mit einem Anteil von 22,2%, der Altersgruppe zwischen 11 und 20 Jahren an, dicht gefolgt von der Altersklasse 51 bis 60 (19,3%) und 41 bis 50 (17,1%). (Quelle: Südtiroler Landesanstalt für Statistik (ASTAT))

Weil fast zwei Drittel der verunglückten Personen aus dem Ausland waren (der Anteil aus Deutschland liegt bei 32,5 %, der  Anteil der Italiener bei 41%), scheint die neue Regelung durchaus fair. Wirklich konfrontiert mit den Auswirkungen werden nur wenige Sportler und Sportlerinnen sein.

Alle interaktiven Grafiken zur Umfrage können hier angesehen werden.

Diese Regeln gelten ab 2022 beim Skifahren in Italien

Private Haftpflichtversicherung ist Pflicht

Wer zukünftig ohne gültige Versicherungspolice erwischt wird, muss mit einem Bußgeld rechnen. Dieses kann zwischen 100 und 150 € betragen. Auch ein Entzug des Skipasses ist möglich. Wer nicht über die erforderliche Haftpflichtversicherung verfügt, kann die Versicherung beim Kauf des Skipasses für den erforderlichen Zeitraum abschließen. Für die wenigsten sollte das überhaupt notwendig werden. Denn: „Im Jahr 2021 hatten in der deutschsprachigen Bevölkerung ab 14 Jahre rund 56,15 Millionen Personen eine private Haftpflichtversicherung (ohne PKW) im Haushalt. “ (statista.com)

Die Forderung nach einer gerechteren Verteilung der Kosten ist ansonsten nicht neu. Dieser Artikel zur „Haftpflichtversicherung für Risikosportler“ der Handelskammer Bozen vom Januar 2015 weist darauf hin.

Wie weise ich vor Ort meine Versicherung nach?

Am einfachsten ist es sich vor der Reise um einen Nachweis zu kümmern. Die Versicherungen bestätigen die bestehende Haftpflichtversicherung auf Anfrage schriftlich. Wer bereits unterwegs ist, hat dennoch eine Chance. In der Regel ist es möglich diesen Nachweis digital überstellt zu bekommen.

Einen Vorteil haben Mitglieder des Deutschen Alpenvereins (DAV). Ihre Mitgliedschaft im Verein ist mit einer Sporthaftpflichtversicherung verbunden, die eintritt, auch wenn keine private Haftpflicht besteht. „Jedes Mitglied im DAV genießt über die DAV-Mitgliedschaft den Schutz folgender Versicherungen bei Unfällen während alpinistischer Aktivitäten (inkl. Skilauf, Langlauf, Snowboard)…“ Es folgt die Auflistung, in der die Sporthaftpflicht inkludiert ist.  Der DAV-Mitgliedsausweis und die Allgemeinen Versicherungsbedingungen des Alpinen Sicherheits Service gelten insofern als nützlicher Begleiter auf italienischen Pisten. (Quelle: DAV)

Besser nüchtern auf Italiens Skipisten

Auch beim Alkoholkonsum auf der Piste setzt Italien auf mehr Sicherheit. Ab 0,5 Promille können Bußgelder zwischen 250 und 1.000 Euro fällig werden. Wer noch tiefer ins Glas schaut und trotzdem Ski fährt, begeht ab 0,8 Promille eine Straftat und muss mit entsprechenden Folgen rechnen. Die Grenzwerte orientieren sich im übrigen an denen, die bereits im Straßenverkehr gültig sind.

Mehr Schutz für Kinder und Jugendliche: Skihelmpflicht bis 18

Dass die Kleinsten bis zum Alter von vierzehn Jahren auf Italiens und Südtirols Skipisten Helme tragen, ist schon eine ganze Weile Pflicht. Zum Anfang 2022 wird diese Regelung auch auf Jugendliche bis zum achtzehnten Lebensjahr ausgeweitet. Außerdem muss der Helm über eine CE-Zertifizierung verfügen.

Gut zu wissen:

Auch beim Rodeln ist ein Helm für Minderjährige in Südtirol Pflicht. Eine Regelung, die sich im eigenen Interesse auch alle Ü 18 zu Herzen nehmen sollten. Einen informativen Überblick über Rodelbahnen in Südtirol gibt es hier.

Skihelmpflicht für Minderjährige: Auch in Österreich verpflichtend

Auch in Österreich ist das Tragen eines Skihelms für Kinder und Jugendliche bis 15 Jahren obligatorisch. Es gilt allerdings nur in einigen Bundesländern: Salzburg, Oberösterreich, Steiermark, Niederösterreich, Kärnten, Burgenland und Wien.

Tirol und Vorarlberg verfügen über keine gesetzliche Vorgabe. In Vorarlberg wurde eine Empfehlung für das Tragen von Skihelmen ausgesprochen. Mehr Infos: oetk.at

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1 Kommentar zu “Mit Haftpflicht auf die Skipiste: Italien und Südtirol erhöhen Sicherheit für Wintersportler

  1. Rolf Schmid

    Hallo zusammen,

    das mit der Haftpflicht Versicherung auf den Skipisten finde ich total Super!
    Ich habe schon immer eine Versicherung beim DSV das gehört dazu wenn man in dem Skizirkus unterwegs ist!

    Eines gehört noch dazu einen Ski-Führerschein… ( vielleicht kommt das in ein paar Jahren noch dazu, ich finde es muss kommen!!! )
    Es gibt so viele Skifahrer die sich nicht richtig verhalten und so kommt es zu den viel zu vielen Unfälle auf den Pisten!

    Mit freundlichen Grüßen
    Rolf Schmid

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