Villa Excelsior im Frühling

Villa Excelsior Bad Gastein – Sommerfrische für Individualisten

Prächtige Bergpanoramen, royale Gäste, Künstler und das ewige Rauschen des Wasserfalls haben Bad Gastein zu einem Lieblingsplatz für Individualisten gemacht. Selbst skrupellose Spekulanten ändern nichts daran, dass der Ort auch in schwierigen Zeiten anziehend bleibt. Zu verdanken ist das mutigen Hoteliers wie Christoph Erharter von der Villa Excelsior. Im Haus an der Kaiser-Wilhelm-Promenade erhalten er und seine Familie auf unnachahmliche Weise den Charme des alten Bad Gastein. Käme Sigmund Freud wie in den Jahren 1916 - 23 wieder nach Bad Gastein. Er würde wohl hier einchecken. 

„Dass man Bad Gastein so sehr liebt, bis in den Tod, das hat mich ganz besonders berührt.“ –Christof Erharter über Stammgäste der Villa Excelsior, die kamen, um ein letztes Mal Bad Gastein zu sehen.

Die Villa Excelsior hat eine abwechslungsreiche Geschichte. Zwischen 1895 und 1897 wird sie als „Villa Dr. Wassing“ durch Architekt Josef Wessicken und Baumeister Angelo Comini für den Bad Gasteiner Kurarzt Dr. Anton Wassing (1860 – 1941) gebaut. Von Anfang an ist das Konzept des Hauses mit der Berbergung von Gästen verbunden. Die Familie Wassing, die nach dem Tod der ersten Frau aus der einstigen Schwägerin und drei Söhnen besteht, belebt das Haus im Zusammenspiel mit den Gästen. Erst vierzig Jahre später erfolgt ein erster Eigentümerwechsel. Er ist traurig geprägt durch die jüdischen Wurzeln der Gastgeber.

Von der Villa Dr. Wassing zum Haus Goldeck

Die Hoteliersfamilie Straubinger, in Bad Gastein bereits gut bekannt durch das Hotel neben dem Wasserfall, übernimmt das Haus 1938. Sie nutzt es bis 1957 als Dependance zum eigenen Hotel. Aus der Villa Dr. Wassing wird das „Haus Goldeck“.

Doch auch die Zeit der Straubingers geht vorüber. Das Haus mit seiner fantastischen Lage an der Kaiser-Wilhelm-Promenade steht wieder zum Verkauf. Diesmal fällt es an die Erzdiözese. Aus dem Hotel wird ein Kurhaus für Priester. Sie vergrößert das Haus und baut die noch heute vorhandene Hauskapelle und sechs römische Wannenbäder an. Nun ist die spätere Villa Excelsior für einen regelmäßigen Kurbetrieb gerüstet. In die Wannen fließt das radonhaltige Gasteiner Thermalwasser.

Der Neuanfang als Villa Excelsior

Gegen Ende der Neunzigerjahre ist die Ära der Priester in Bad Gastein vorbei. Das Haus fällt in einen kurzen Dornröschenschlaf. Bis es 2002 durch den, aus den Kitzbühler Alpen stammenden, Hotelier Christof Erharter gekauft wird. Mit den Originalplänen von 1895 saniert er das denkmalgeschützte Haus. 2003 wird Eröffnung gefeiert.

Christoph Erharter 2017
Christof Erharter 2017

In den Zimmer stehen und hängen liebevoll restaurierte Möbel und Bilder aus der Gründerzeit. Das Hotelsilber wird mindestens einmal im Jahr von der Familie aufwendig geputzt. Und vor den Bädern liegen die alten Badebücher aus, in die die Gäste mit fein säuberlicher Handschrift ihre Termine eingetragen haben.

Die Villa Excelsior ist kein Hotel für Menschen, die es eilig haben. Das spürt bereits, wer nach Bad Gastein anreist. Man kommt zu Fuß, spaziert am Café Schuh vorbei und nimmt die wenigen Schritte bergauf bis zum Empfang. Oder man fährt eine kurvenreiche Straße bis zum rückwärtigen Eingang, an dem ein schelmischer Spruch darauf verweist, dass hier schon Sigmund Freund gestolpert sei.

Der Gast ist König (Und der Hausherr sieht so aus)

An der Rezeption steht eine Schelle und ab und an ein Schild „Speisesaal“. Zu den Essenszeiten, sind die Erharters dort mit dem Servieren beschäftigt. Johanna kocht, Christof serviert. Die Gäste sitzen an edel eingedeckten Tischen, mit Glück direkt an einem der riesigen Panoramafenster.

Die Beschäftigung der Gastgeber schließt nicht aus, dass zu später Stunde noch ein Thermalbad genommen werden kann. Wer freundlich fragt, dem lässt Christoph Erharter das Wasser an manchen Tagen noch nach dem Abendessen ein.

Wenn die letzten Teller abgeräumt sind, lohnt sich ein Blick in die Blaue Bar. Dort steht, teilweise zu später Stunde, der Hotelier persönlich, schenkt aus und plaudert mit den Gästen. Manchmal schaut seine Frau dabei liebevoll über die Schulter, scherzt ein wenig, um sich dann nach einem langen Tag zurückzuziehen.

Die kleine Bar, die sich an ein elegantes Spielzimmer anschließt, hat nur wenige Plätze. Durch ihren eigentümlichen Charme und die munteren Gespräche, die möglicherweise aus der Enge resultieren, ist sie bei Gästen und Einheimischen gleichermaßen beliebt.

 

Nordwand wurde in Bad Gastein gedreht. Die Lampe aus der Blauen Bar und Hotelsilber aus der Villa Excelsior sind im Film zu sehen.

Wenn Christof Erharter über seine oft weit gereisten, sehr treuen und teilweise prominenten Gäste spricht, huscht ein Lächeln über sein Gesicht. Der Mann, der als Statist im Bergsteigerdrama Nordwand zu sehen ist, kann scheinbar mühelos in viele Rollen schlüpfen. Die Beste und hoffentlich Dauerhafte hat er hier in der Villa Excelsior gefunden.

 


Was einen Besuch in der Villa Excelsior ausmacht

Die „normalen“ Zimmer bieten eine schöne Aussicht auf die Gasteiner Bergwelt bzw. auf die eindrucksvolle Architektur rund um dem Wasserfall. Luxuriös wird es mit einer Loggia oder einem Balkon.

Die Kaiser-Wilhelm-Promenade lädt zum Spazieren ein. In fünf bis zehn Minuten ist der Wasserfall erreicht. In die andere Richtung schließt sich an die Promenade ein flacher und malerischer Wanderweg ins Kötschachtal an.

Im Sommer lockt das Schwimmbecken im Garten. Der Blick auf die architektonisch interessante Villa Behrens ist reizvoll.

Für den Abend liegen Karten und andere Spiele aus. Getränke gibt es an der Blauen Bar.

Ein Thermalbad dauert nicht lange, ist in seiner heilenden Wirkung jedoch nachhaltig und auf jeden Fall ein Erlebnis.

Für kalte Wintertage hängen schwere Pelzmäntel an einer verschnörkelten Garderobe. Wer sich traut, kann sich damit die Grandezza früherer Filmstars herbei träumen.

Die Telefonzelle neben der Rezeption hat ausgedient. Ein Blick hinein lohnt, genauso wie ein Spaziergang über die Flure mit den vielen Fotografien aus der glanzvollen Geschichte Bad Gasteins.

Über Dr. Wassing

Die Villa Dr. Wassing war durch ihren Inhaber eines der jüdisch geprägten Häuser in Bad Gastein. So ist zu erklären, dass Sigmund Freud seine Sommerfrische viele Jahre in diesem Haus verbrachte. Dr. Wassing, der als Arzt bei den Gasteinern überdurchschnittlich beliebt war, fiel jedoch mit seiner Familie der Naziherrschaft zum Opfer. Das Haus musste weit unter Wert verkauft werden, die Familie den Ort verlassen. Dr. Wassing starb kurze Zeit darauf in Wien, seine zweite Frau im KZ in Theresienstadt. Die Söhne, denen es gelungen war rechtzeitig zu emigrieren, überlebten den Krieg und bekamen das Haus Ende der Vierziger Jahre zurück.

Die Geschichte Bad Gasteins unter der NS-Herrschaft ist bei der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde nachzulesen. Hier finden sich weitere interessante Hinweise zur Geschichte der Villa Excelsior.

Villa Excelsior

Christof und Johanna Erharter

Reitlstr. 20
A 5640 Bad Gastein
villa-excelsior.at

Link zum Hotel auf Google Maps

Tipp: Im Frühjahr und Herbst finden die Yogatage Gastein statt

2021 vom von 15. – 26. Oktober

Das Hotel Villa Excelsior hat eine günstige Lage dafür und eignet sich gut als Basecamp.

Ehepaar Erharter vor dem Café Schuh
Ehepaar Erharter bei einer Pause in der Sonne vor dem Café Schuh

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Charis
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