Auf der Eventfläche im Berliner Hauptbahnhof dürfen wir den neuen Takutea Trolley von Vaude montieren.

Design for Life: Wie Vaude und Globetrotter die Outdoorbranche nachhaltiger gestalten wollen

Die Textilbranche steht vor enormen ökologischen Herausforderungen: Bundesbürger konsumieren im Schnitt 19 kg Textilien pro Jahr, wovon etwa 16 kg pro Kopf jährlich im Textilmüll landen. Gleichzeitig wird nur 1% der Textilien derzeit recycelt - ein alarmierender Zustand, der dringend Lösungen erfordert.

Nachhaltigkeit in der Outdoorbranche: Bericht einer Presseveranstaltung (04/2025). 

Bei einer Presseveranstaltung in Berlin stellten der Outdoor-Hersteller Vaude und der Händler Globetrotter ihre Strategien für mehr Nachhaltigkeit vor. Unter dem Motto „Design for Life“ präsentierten sie Konzepte, die den gesamten Lebenszyklus von Outdoor-Produkten neu denken.

Problematik von Nachhaltigkeit in der Outdoorbranche: Mikroplastik und Textilberge

Ein Großteil der heutigen Bekleidung wird aus künstlichen Fasern wie Polyester gefertigt. Diese produzieren bei Pflege und Tragen Abrieb, wodurch mehrere Millionen Tonnen Mikroplastik jährlich entstehen – laut Statistik ein Drittel des gesamten Mikroplastikaufkommens. Mikroplastik ist nicht auf natürlichem Wege abbaubar und Teile davon landen ungefiltert in den Meeren.

Ein weiteres Problem sind entsorgte Kleidungsstücke. Ein drastisches Beispiel: In der chilenischen Atacamawüste werden jährlich tausende Tonnen Bekleidung deponiert – darunter auch nie getragene Garderobe.

Die globale Textilproduktion wächst rasant: Von 58 Millionen Tonnen im Jahr 2000 auf 109 Millionen Tonnen 2020. Für 2030 rechnet man bereits mit etwa 145 Millionen Tonnen. Ein enormer ökologischer Fußabdruck, der zum Umdenken zwingt.

Eine interessante Zusammenfassung der Umweltauswirkungen von Textilproduktion und Abfällen hat die Europäische Union HIER veröffentlicht.

Strategien: Vaudes Design-Prinzipien für eine nachhaltige Zukunft

Marco und Kai aus dem Design- und Produktentwicklungsteam von Vaude stellten den Pressevertretern die fünf Kernprinzipien des „Design for Life“-Konzepts des Outdoor-Bekleidungs- und Ausrüstungsherstellers vor.

  1. Löse ein Problem: Produkte sollen eine Funktion erfüllen und echten Nutzen bieten. Die Designer bei Vaude denken in komplexeren Nutzungsmöglichkeiten – wie beispielsweise bei einer variabel nutzbaren Fahrradtasche, die mehrere Einzelprodukte ersetzt.
  2. Komm mit weniger aus: Vaude hat einen internen Materialeffizienzindex eingeführt. Während früher oft ein hoher Prozentsatz als Verschnitt im Müll landete, wird nun so lange optimiert, bis bis zu 90% des Materials genutzt werden können. Aktuell liegt die Materialeffizienz laut Vaude bei 87,07%.
  3. Gestalte zeitlos & vielseitig: Anders als beim klassischen Modedesign, das auf schnelle, saisonale Wechsel setzt, möchte Vaude zeitlose Stücke kreieren. Zukünftige Kollektionen sollen aufeinander aufbauen, kombinierbar bleiben und nach und nach eine zeitlose Ästhetik etablieren.
  4. Gestalte langlebig & reparierbar: Ein Beispiel: Die neue Takutea-Koffer-Serie von Vaude wurde so konzipiert, dass Kunden selbst Ersatzteile montieren können. Griffe, Kantenschoner und Rollen lassen sich einfach austauschen, was die Lebensdauer erheblich verlängert. Diesem Anspruch sollen in Zukunft noch mehr Produkte genügen.
  5. Wähle recyclingfähige Materialien: Die Designer arbeiten an Produkten, die möglichst einfach in ihre Bestandteile zerlegt werden können. Vaude setzt zunehmend auf sortenreine Materialien, um so das spätere Recycling überhaupt erst zu ermöglichen. Außerdem: In der aktuellen Kollektion sind bereits über 60 Teile, die zumindest teilweise aus recycelten Materialien bestehen – wie Fahrradtaschen mit Rückteilen aus alten Autostoßstangen und Spiegelgehäusen.

Vaude produziert in Tettnang am Bodensee. Die Firma hat 600 Mitarbeiter. Geschäftsführerin ist Dr. Antje von Dewitz.

Mehr Informationen zu Vaude und über kreislauffähige Outdoorprodukte

ReThink – Globetrotters ganzheitlicher Handelsansatz

Mareike, Head of Visual Merchandising bei Globetrotter, baut seit zwei Jahren den Bereich Nachhaltiger Konsum auf. Sie betont die Verantwortung des Handels: „Die Kunden müssen zum Umdenken bewegt werden“. Aber auch: „Ohne den Kunden, seine Mitwirkung und die Akzeptanz unserer Angebote geht es nicht.“

Globetrotter setzt auf vier Säulen für nachhaltigeren Konsum:

  1. Verkauf umweltfreundlicher Produkte: Dabei stehen enge Kooperationen mit Herstellern wie Vaude und eine verantwortungsvolle Produktauswahl im Mittelpunkt.
  2. Produktverleih: Kunden können Ausrüstung mieten, um neue Aktivitäten auszuprobieren oder Produkte zu testen, bevor sie etwas kaufen.
  3. Second-Hand-Angebote: Die Weitergabe nicht mehr benötigter Produkte wird aktiv gefördert und sorgt damit für mehr Nachhaltigkeit in der Outdoorbranche.
  4. Reparatur-Service: In 17 Filialen wurden Werkstätten eingerichtet, in denen Produkte repariert werden können – von kaputten Schnallen und Reißverschlüssen bis hin zu Rissen in Regenjacken oder sogar Zelten. Weil das gar nicht so einfach zu bewerkstelligen ist, hat Globetrotter intern ein Netzwerk für die Mitarbeiter:innen eingerichtet. So ist ein Austausch über Fertigungstechniken, Tipps und Tricks bei schwierigen Materialien und vor allem ständiges Dazulernen für alle Beteiligten möglich. Zusätzlich bietet Globetrotter Pflegeservices an, da gut gepflegte Funktionsbekleidung wie beschichtete Jacken oder Daunenprodukte deutlich länger halten.

Globetrotter wurde 1979 von Klaus Denart und Peter Lechhart gegründet und verfügt inzwischen über ein Netz aus 22 Filialen und etwa 1.000 Mitarbeitern aus 50 Nationen. Der Firmen-Hauptsitz ist Hamburg. Die Geschäftsführung teilen sich Andreas Vogler, Andreas Bartmann, Ulf Gustafsson, Henrik Hoffman.

Mehr über die Nachhaltigkeitsprojekte von Globetrotter.

Erlebnistour durch Berlin

Nach den Impulsvorträgen im Globetrotter Store Berlin folgte eine gemeinsame Fahrradtour durch die Hauptstadt. Die Tour führte durch das Brandenburger Tor mit einem Zwischenstopp in Mitte zum Hauptbahnhof.

Bei einem Mittagessen im veganen Restaurant Frea blieb Zeit für ein ausführlichen Austausch. Im Hauptbahnhof selbst präsentierten die Unternehmen temporäre Aktionsflächen: eine mobile Reparaturwerkstatt von Globetrotter sowie einen Informationsstand zu Vaudes nachhaltigen Produktlinien und dem neuen Takutea-Trolley (der von uns dann vor Ort montiert werden durfte).

Fazit: Nachhaltigkeit in der Outdoorbranche bedeutet Verantwortung auf allen Ebenen

Obwohl das „Design for Life“-Konzept vielversprechende Ansätze für mehr Nachhaltigkeit in der Outdoorbranche zeigt, liegt die Entscheidung letztlich bei den Konsumenten. Die individuelle Entscheidung zu nachhaltigerer Nutzung ist gefragt: Brauche ich das wirklich? Kann ich es teilen, mieten oder wieder in den Umlauf bringen?

Um flächendeckende Veränderungen zu erreichen, müssten zudem die großen Global Player der Branche mitziehen. Für die Recyclingindustrie werden größere Mengen recycelbarer Materialien benötigt, um wirtschaftlich interessant zu sein.

Initiativen wie das „Design for Life“-Konzept von Vaude und Globetrotter sind wichtige Schritte in die richtige Richtung. Sie zeigen, dass Nachhaltigkeit und wirtschaftlicher Erfolg sich nicht ausschließen müssen.


Offenlegung: Dieser Bericht entstand im Rahmen einer Presseveranstaltung auf Einladung von Vaude und Globetrotter. 

Austausch beim Lunch im veganen Restaurant Frea
Austausch beim Lunch im veganen Restaurant Frea
Charis
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1 Kommentar zu “Design for Life: Wie Vaude und Globetrotter die Outdoorbranche nachhaltiger gestalten wollen

  1. Volkmar Kleint

    Interessant und informativ – und von allein kommt man nicht unbedingt gleich auf derlei Umstände und Fakten.
    Umdenken und Dran-Denken ist aber wichtig.Daher den Firmen Dank für die Arbeit an den Problemen und danke für den Bericht!

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